Gedenken der VVN-BdA und der SDAJ zum 9.11.

11. November 2017

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Das Gedenken der VVN-BdA und der SDAJ zur Pogromnacht, fand am 9.11. an der Gedenkstätte am Außenlager des KZ-Buchenwald an der Kirchfeldstr. / Talstr. statt. 

Es kamen mehr Leute als gedacht,  großes Interesse auch von Menschen die extra aus Krefeld angereist sind.

Der Kreissprecher der VVN-BdA Düsseldorf Jürgen Schuh eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Teilnehmer*innen.

Eröffnungsrede von Jürgen Schuh

Uwe Funke Kreisvorstand der VVN-BdA Düsseldorf erinnerte in seiner Gedenkrede an die Opfer dieser Nacht und an die Opfer der darauf folgenden Jahre. Er sprach über einige Zustände in diesem Außenlager die die Zwangsarbeiter*innen ertragen mußten.

Er ging auch auf die wachsende Gefahr von Rechts in der heutigen Zeit ein.

Uwe Funke

Hier die Rede:

Zum 79ten Mal jährt sich heute die Reichsprogromnacht. Lasst uns heute nicht nur der Opfer dieser Nacht, sondern auch der Opfer und der Überlebenden des Holocaust gedenken. Der Terror war nicht nur in den KZ sondern auch in Zwangsarbeitslagern zugegen. Hier mussten die Gefangenen wie Sklaven arbeiten. Im Deutschland der Faschisten war das ein Leben ohne Rechte, mit ständigem Hunger, in menschenunwürdiger Unterbringung. Zwangsarbeit war Ausbeutung bis zur Erschöpfung, wenn nicht sogar bis zur Vernichtung; Hunderttausende haben diese Zwangsarbeit nicht überlebt.
Für die Rüstungsindustrie (Rheinmetall etc.) wurden die Lager zu einem ergiebigen Arbeitskräftereservoir. Ebenso wurden die Häftlinge zur Trümmerbeseitigung in den zunehmend zerbombten Städten eingesetzt. Im heutigen Stadtgebiet Düsseldorf lebten1944 in den etwa 400 Lagern rund 35.000 ausländische Zivilarbeiter, mehrere tausend Kriegsgefangene sowie KZ-Häftlinge, die Zwangsarbeit leisten mussten.

Eines der fünf KZ Außenlager befand sich in der Elisabeth-Charlotten-Schule (heute Dumont-Lindemann-Schule) an der Kirchfeldstraße 74-80. Es unterstand der SS-eigenen „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ und war die Unterkunft für 150 bis 210 Häftlinge, die in der Trümmerbeseitigung eingesetzt wurden. Der Umbau der Schule zu einem Lager kostete 3.080 Reichsmark. Bisher hatte die Stadt Häftlinge aus Duisburg beschäftigt und musste allein für deren Transport nach Düsseldorf 4.000 Reichsmark pro Einsatz zahlen. Die Einsätze zur Trümmerbeseitigung sind wohl im Einzelnen nicht dokumentiert. Aber dennoch sind Zahlen zur Produktivität bekannt, wie der von der SS eingerichteten Stelle am Fürstenwall. Hier wurden alte Ziegelsteine aus Trümmerschutt von den Häftlingen geputzt und dann wieder verkauft. Zu Höchstzeiten wurden 667.000 Ziegelsteine pro Monat geputzt und für 30 Reichsmark pro 1000 Steine wiederverkauft. Die Häftlinge traten Anfang März 1945 den Todesmarsch nach Buchenwald an.
Die Zahlen der Gewinnmargen sind bekannt. Ob die hier Inhaftierten Buchenwald überlebt haben oder ob sie oder ihre Nachkommen eine Entschädigung erhalten haben, kann nicht beantwortet werden. Eigentlich hätten die Unternehmen, die wirtschaftlich von dem System der Zwangsarbeit profitiert haben zu einer Entschädigungszahlung verpflichtet werden müssen. Somit ist es ein Skandal, dass sich erst 1998 die Fraktionen des Bundestags darauf einigten, eine Stiftung zur Entschädigung von Zwangsarbeit unter freiwilliger finanzieller Beteiligung der deutschen Wirtschaft einrichten zu wollen. Bis heute gibt es Unternehmen, die nicht einen Cent in den Entschädigungsfond zahlten.
Mit Einzug der AfD in die Parlamente der BRDeutschland und letztlich in den Bundestag kann es nicht mehr heißen „Wehret den Anfängen“. Während einige immer noch über eine gelungene Gesprächsführung mit Schlägern, Brüllern und Menschenhassern nachdenken, wird auf der Straße das gute alte Liedgut gespielt. Die ersten Schaufenster werden beschmiert, Scheiben eingeschmissen, gegen Ausländer gehetzt, Opfer des Holocaust verhöhnt und zur Jagd auf die Regierenden aufgerufen.
Die AfD setzt alles daran, dass die Verbrechen des Deutschen Faschismus und des Holocaust aus der Erinnerung getilgt werden. Es sind Historiker wie Höcke, die von einer „dämlichen Bewältigungspolitik“ reden und eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ einfordern, Zuschüsse für NS-Gedenkstätten streichen wollen und im gleichen Atemzug in bestem Nazi Duktus verkünden: „Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat.“
Wenn sich Historiker für ein Vergessen stark machen und die Verbindung „Deutschland – Hitler“ durch die Verbindung „Deutschland – Goethe“ ersetzen wollen, oder Leitfäden mit dem Titel „mit Rechten reden“ herausgeben, ist es an der Zeit dem etwas entgegen zu setzen. Nein, man muss nicht mit den Rechten reden, denn diese reden permanent auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Deshalb kann es nur heißen: Klare Kante zeigen! Mit Rechten kuscheln muss ein Ende haben!
Solange die VVN-BdA existiert wird es kein Vergessen geben. Die Essenz des Buchenwald-Schwures „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ ist weltbekannt. Der Schwur von Buchenwald ist eine Richtschnur für antifaschistisches Handeln über politische, weltanschauliche und religiöse Grenzen hinweg. Deshalb nun zum Schluss, die letzten Zeilen des Schwures:
Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.