D: Düsseldorfer DÜGIDA- und „pro NRW“-Ordner ruft zum Bau von KZ auf

14. Juli 2016

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DÜSSELDORF: Michael Groß aus Düsseldorf-Itter, 2015 Ordner auf extrem rechten Versammlungen und im Herbst der extrem rechten Partei „pro NRW“ beigetreten, hat ganz eigene Vorstellungen über den Umgang mit Geflüchteten und Muslimen — und natürlich auch mit denjenigen, die das anders sehen als er. Sein Vorschlag: „Lass uns die alten Konzentration Lager wieder eröffnen.“ (1) Unter anderem hierfür hat er sich jetzt eine Strafanzeige eingehandelt.

„Flöti“, wie Michael Groß von Freund_innen und „Kameraden“ genannt wird, gilt nicht gerade als intellektuelle Leuchte oder Stratege in der extrem rechten Szenerie, sein Einfluss ist vor Ort begrenzt und überregional nicht vorhanden. Für die Bedrohung politischer Gegner_innen, beispielsweise in seinem Wohnumfeld und am Rande demonstrativer Aktionen, aber reicht es bei dem als gewalttätig geltenden Fortuna-Fan und HOGESA-Sympathisanten. Der 40-Jährige gehört zum „Fußvolk“, und genau daran fehlt es Parteien wie „pro NRW“ und den „Die Republikaner“, um ihre politischen Anliegen sichtbar auf die Straße zu tragen. Als im Frühjahr 2015 DÜGIDA Woche für Woche in der Düsseldorfer Innenstadt demonstrierte, gehörte „Flöti“ zu den besonders fleißigen Akteur_innen. Bei der ersten DÜGIDA-Staffel von Januar bis April 2015 war er fast immer dabei und machte sich nicht selten als Ordner nützlich. Eine alte Frau am Straßenrand, irritiert vom Tumult und Lärm vor dem Hauptbahnhof — kein Problem für Michael Groß, der sie als „Deutsche“ identifizierte, ihr freundlich seinen Arm anbot und sie sicher über die Straße führte. Für notleidende „Deutsche“ hat „Flöti“ ein großes Herz.

„Unpolitische“ Demonstration „gegen Polizeigewalt“

Doch „Abendlandretter“ wie der bekennende Kiffer Michael Groß geben sich natürlich nicht damit zufrieden, „Volksgenossen“ über die Straße zu helfen. Nach der nach rechten Gewaltausbrüchen von der Polizei abgebrochenen PEGIDA-Demonstration am 14. März 2015 in Wuppertal meldete er eine 50- bis 100-köpfige Demonstration „gegen Polizeigewalt“ in Düsseldorf an, die zunächst am 21. März 2015 stattfinden sollte und später — vermutlich wegen eines übersehenen Fortuna-Heimspiels — auf den 28. März 2015 verlegt wurde. Es handele sich „NICHT UM EINE POLITISCH ORIENTIERTE DEMO, ES BETRIFFT UNS ALLE“, so der Demoanmelder, der sein Vorhaben, „gegen die Polizei und die befangene Justiz, die Kinderficker zu TaschengeldStrafen verurteilt“ zu demonstrieren, aber letztendlich wieder absagte. Nachdem er zunächst noch mit den Worten „Ich brauche einen Freiwilligen, ohne absolut jede Vorstrafe!!! Sonst bekommen wir es niemals genehmigt!!“ nach einer Versammlungsleitung gesucht hatte, erschien ihm letztendlich das Risiko, für während der Demonstration begangene Rechtsverstöße verantwortlich gemacht zu werden und damit gegen offene Bewährungsauflagen in Verbindung mit einer Haftstrafe zu verstoßen, als zu groß.

„Euer Flöti geht in die Politik!!!“

Die stellvertretende „pro NRW“-Parteivorsitzende Katja Engels, geborene Olthoff und geschiedene Karakus, war begeistert: „Freue mich das du den Weg zu uns gefunden hast“, so die „pro NRW“-Kreisvorsitzende im Rheinisch-Bergischen Kreis am 5. Oktober 2015 im Internet. Grund für ihre Freude war der Parteieintritt von Michael Groß, den dieser am Vortag nach dem Besuch einer „Funktionsträgertagung“ von „pro NRW“ am 4. Oktober 2015 in Leverkusen mit den Worten „Euer Flöti geht in die Politik!!! Ich bin neuestes Mitglied von PRO NRW!!!“ verkündet hatte, nicht ohne die Bedeutung seiner Worte einmal mehr durch reichlich Ausrufezeichen zu betonen: „Ich bitte euch mich zu unterstützen!!! Infos folgen!!!“ Es folgten keine „Infos“. Zwar beteiligte sich Michael Groß, nachdem er im Sommer 2015 zwischenzeitlich an Düsseldorfer REP-Aktionen teilgenommen hatte, als Ordner an einer „pro NRW“-Demonstration am 11. Oktober 2015 in Schwelm, Parteiaktivitäten in Düsseldorf waren aber nicht wahrzunehmen (siehe hierzu auch hier den Artikel über „pro NRW“ in Düsseldorf). Unklar ist, ob „Flötis“ „pro NRW“-Mitgliedschaft bis heute anhält.

NS-Verherrlichung, Volksverhetzung und Gewaltaufrufe

Offenbar ist „Flötis“ Bewährungszeit zwischenzeitlich abgelaufen. Wenn es um Geflüchtete und/oder Muslime geht, um den seines Erachtens von der Bundesregierung mit Unterstützung „der Antifa“ vollzogenen „großen Austausch“ der Bevölkerung, legt er seitdem richtig los: „Ich sage euch, sie kommen um Hilfe flehend in unser Land, doch ganz klar, SIE WOLLEN ES ÜBERNEHMEN!!! Es wird für jeden deutschen Zeit sich zu bewaffnen!!! […] WIR SIND DIE LETZTE FRONT GEGEN DEN TERROR“, war am 18. April auf seiner Facebook-Seite zu lesen. Und am 20. Juni: „Lass uns die alten Konzentration Lager wieder eröffnen! […] ICH RUFE HIERMIT GANZ OFFEN, ZUR GEWALT GEGEN DIE BUNDESREGIERUNG AUF!!!“. Der letzte Beitrag wurde zwischenzeitlich gelöscht, die Facebook-Seite war kurzzeitig nicht erreichbar. Den seines Erachtens angemessenen Umgang mit Flüchtlingen hatte Michael Groß bereits am 15. Juni durch das „Teilen“ eines aktuell noch abrufbaren Fotos dokumentiert, das die Mütze eines SS-Manns zeigt, inklusive Hakenkreuz und SS-Totenkopf. Die zynische und eindeutige Botschaft des Fotos: „LIEBE FLÜCHTLINGE, AN DIESEN MÜTZEN ERKENNEN SIE IHREN SACHBEARBEITER“. Die SS hat es „Flöti“ angetan. Noch 2016 würden „alte Männer, mehr tot als lebendig, im Rollstuhl ins Gericht geschoben. Weil sie bis 1945 ihre Pflicht taten und [in] der SS ihren Dienst ausübten“, sonderte er am 12. März 2016 ab: „DIESE MÄNNER SOLLTE MAN EHREN, SIE HABEN SICH NOCH GERADE GEMACHT FÜR DEUTSCHLAND UND NICHT DAS LAND AN DAHER GELAUFEN SCHMAROTZERN KAMPFLOS ÜBERGEBEN!!!“ Wie aus den Reihen der antirassistischen Initiative „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) zu vernehmen war, wurde zwischenzeitlich Strafanzeige wegen Volksverhetzung und weiterer in Frage kommender Straftatbestände gegen Michael Groß erstattet.

(1) Alle Fehler in Zitaten im Original

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