Gedenkgang zum 84. Jahrestag der Pogromnacht in Düsseldorf am 13. November 2022
15. November 2022
Am 13.11.2021 führte die VVN-BdA Düsseldorf einen Gedenkgang zur Erinnerung an die Opfer der Judenverfolgung und -vernichtung in Düsseldorf durch. Gut 30 Interessierte trafen sich zum Auftakt in der Hermannstraße in Düsseldorf Flingern. Der Kreissprecher Jürgen Schuh begrüßte die Teilnehmer*innen und unterstrich „dass angesichts der bitteren Tatsache, dass Neofaschisten in den Parlamenten bis in den Bundestag in Fraktionsstärke Sitz und Stimme haben“ die Notwendigkeit der Erinnerung an dieses entsetzlichste Kapitel deutscher Geschichte. Die erforderliche kritische Solidarität mit Israel müsse Raum lassen für Kritik an der rassistischen Politik der israelischen Regierung Israels, die sich gegen die arabische Bevölkerung richte.
Der Gedenkgang begann vor dem Haus Nr. 5 in der Hermannstraße. Gisela Blomberg erinnerte an die Familie Heilbronner, deren gesamte Wohnungseinrichtung in der Nacht vom 09. auf den 10.11. 1938 verwüstet wurde. Tochter Liesl Munden geb. Heilbronner überlebte den Holocaust. Mit einem der letzten Kindertransporte war sie Ende August nach England gebracht worden. Ihre Eltern sollte sie nie wiedersehen.
Liesl Munden schrieb über die Pogromnacht „Es war dieses schreckliche Ereignis, welches mein bitteres Leben tiefgreifend veränderte. Es schien keine Grenze zu geben, bei dem was Hitler und seine Anhänger der jüdischen Gemeinschaft anzutun willens waren“ und rassistischer Politik.
Emma und Ludwig Heilbronner hatten keine Möglichkeiten ins Ausland zu fliehen. Am 10. November 1941 wurden sie zusammen mit 625 Düsseldorfer*innen und weiteren 365 jüdischen Menschen in das Ghetto von Minsk deportiert. Herausgerissen aus ihren Wohnungen, ausgestattet mit nur maximal 20 kg Gepäck und 50 Reichsmark, befanden sich die Deportierten nach einem menschenunwürdigen, qualvollen Transport in Viehwaggons bei einer Kälte von minus 26 Grad in einem unwirtlichen Gebiet. Empfangen wurden sie von prügelnden SS- Angehörigen, die zuvor 6.000 im Ghetto lebende Juden ermordet hatten. Auch Emma und Ludwig Heilbronner kamen in Minsk zu Tode.
Vor weiteren 7 Häusern in der Hermann, Acker und Beethovenstraße wurde Station gemacht und Gisela Blomberg erinnerte an die brutalen Übergriffe in der Pogromnacht und die Deportationen in den Tod.
Wie schon in den Vorjahren in anderen Stadtteilen wurden auch in Flingern vor den Häusern für 9 Familien provisorische Mahnschilder, die auf das furchtbare Schicksal der jüdischen Bewohner*innen aufmerksam machen, angebracht.
Die Stolpersteine auf dem Weg wurden geputzt, danach wurden Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt.