Düsseldorf feiert 70 Jahre VVN: Faschismus ist ein Verbrechen
2. November 2016
70. Jahrestag, Report-D, VVN-BdA, Widerstand, ZAKK
1946 wurden Kalorien gezählt und jedes Gramm Butter war hochwillkommen. 2016 werden Landtage gezählt, in denen die Flüchtlingshetzer der AfD Platz nehmen. Was ist schlimmer, zum 70.Geburtstag der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA)? Wohl dies: Ausgrenzung und Menschenverachtung haben es wieder in die Hauptnachrichten geschafft, hinein in die dumpfen Schädel von Schreihälsen und scheinbar besorgten Bürgern, die glauben, das, wie sie es nennen, „versiffte“ Deutschland über die Flüchtlingsfrage wieder auf rechts krempeln und Freiheiten einschränken zu können.
Lieder, Gedichte und Texte gegen den Faschismus
Bittersüß feierte der VVN seinen Jahrestag im großen Saal des Zakk. Für die Stadt Düsseldorf kam Oberbürgermeister Thomas Geisel – kein Stellvertreter und keine kühle Absage. So wäre es in Düsseldorf vor nicht allzu langer Zeit gewesen. Der Bundesvorsitzende der VVN, Dr. Axel Holz, überbrachte die Grüße der Bundesorganisation. Bittersüß feierte der VVN, weil die Mitglieder spüren, dass sie gerade jetzt dringend gebraucht werden.
Nach dem Zusammenbruch – ein Moment der Einigkeit
Dabei gab es einmal eine Zeit, in der sich alle einig waren gegen Nazis und Faschisten – von der CDU über das Zentrum, SPD bis hin zur DKP und den Kirchen und der jüdischen Gemeinde. Das war die Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, als Düsseldorf in Trümmern lag und Menschen blinzelnd aus den Kellern krochen, mit dem Ruf: „Hurra, wir leben noch!“ Der VVN wurde gegründet mit der festen Ansage, man werde keiner Weltanschauung hinterherlaufen.
Fidelte für den VVN: Klaus, der Geiger
Es ging um Nahrung, um beheizbaren Wohnraum und um dies: „Wir müssen nicht nur den Schutt aus den Straßen räumen, wir müssen auch den Schutt aus den Köpfen räumen.“ Das ist nicht komplett gelungen. Schon bald waren die Nazi-Bonzen und Beamten wieder in verantwortlichen Positionen. 1968 gab Beate Klarsfeld dem Bundeskanzler und vormaligen Auslandsrundfunkchef der Nazis, Kurt Georg Kiesinger, eine schallende Ohrfeige. Sie wurde noch am gleichen Tag zu einem Jahr Haft verurteilt. Der Münchener NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe und andere dauert bereits seit dreieinhalb Jahren.
1971: Öffnung für neue Generationen
1971 beschloss der VVN beim Bundeskongress in Oberhausen die Namenserweiterung: „Bund der Antifaschisten“. Damit wurde die Organisation für Nachgeborene geöffnet. Man wollte den 68ern eine Heimat geben und hoffte auf frischen Wind. Die zahlreichen gemeinsamen Projekte mit der Gewerkschaftsjungend und zahlreichen weiteren Organisationen zeugte von der breiten Akzeptanz des Antifaschismus.
Mit der Wiedervereinigung im Jahr 1989 entfiel die materielle Solidarität von Antifaschisten aus Osteuropa. Der VVN-BdA musste seinen Apparat von einer hauptamtlichen Organisation auf Ehrenamtler umstellen. Das bedeutete zahlreiche Veränderungen für Geschäftsstelle und Archiv.
Die Schauspieler Andreas Weißert und Peter Sturm trugen Kant vor – und Mikis Theodorakis
Aktuell hebt der VVN-BdA in Nordrhein-Westfalen zwei Projekte hervor: „Verbrechen der Wirtschaft in der Zeit von 1933 bis 1945“ – neben den auch in Düsseldorf zahlreich ins Pflaster eingelassenen Stolpersteinen zur Erinnerung an die Nazi-Opfer sollen auch Tatorte und Täter möglichst lokal dingfest gemacht und benannt werden können.
Und zweitens: Die „Kinder des Widerstands“ mit rund 30 Mitgliedern in NRW und rund 100 aus ganz Deutschland. Sie wollen dem antifaschistischen Kampf ein persönliches Gesicht geben und an den Einsatz der Eltern und Großeltern erinnern.
Die Feierstunde im Zakk
Falk Mikosch, Jochen Vogler, Klara Tuchschwerer, Ulrich Sander und Ulrich Schneider haben die Entwicklung in ihrem Referat „70 Jahre VVN Nordrhein Westfalen“ niedergeschrieben. Das Referat wurde vorgetragen. Der obige Text stützt sich darauf.
Das Orchester des Kölner Kunstsalons mit Klaus, dem Geiger, der IG Metall-Chor CHORrossion und die Schauspieler Andreas Weißert und Peter Sturm gestalteten mit Lieder und Texten das Kulturprogramm.
Quelle: report-d