Rede von Ernst Gleichmann (Friedensforum Düsseldorf) bezüglich der Gedenkfeier am 27. Januar 2019
28. Januar 2019
Gedenken an die ehemaligen KZ-Häftlinge der Lager Berta 1 und Berta 2 am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus 2019. Gemeinsame Veranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. (VVN-BdA) Düsseldorf und des Düsseldorfer Friedensforums.
Rede von Ernst Gleichmann (Friedensforum Düsseldorf)
Ja, die Firma Rheinmetall lebt von Blut, Tod, und Angst, verkauft Waffen und Munition. Enorm profitierte die Firma von zwei Weltkriegen.
Aber auf jede der beiden Blütezeiten folgte ein jäher Absturz, als die Sieger die Rüstungsproduktion verboten. Das zwang zur Konversion, Weg von der Rüstungsproduktion hin zur Herstellung von Zivilgütern, z. B. Büromaschinen, Mopedmotoren, Eisenbahnwaggons. Wir lernen: eine Konversion, die gewollt wird, gelingt auch!
Nur, die Rheinmetall-Manager entdeckten, dass die Produktion von Mordinstrumenten viel profitabler ist als die von Zivilgütern.
1956 (mit der Aufstellung der Bundeswehr) hieß es auf einmal:
SCHLUSS mit der Konversion!! Aufs Neue produzierte Rheinmetall Waffen und Munition:
die Bundeswehr kaufte Kampfpanzer und Raketen. 1990 allerdings drohte die Konversion zurückzukehren. Denn da wurde der Warschauer-Pakt aufgelöst, der Feind war weg!
Doch diese Konversion entfiel, denn die NATO machte weiter wie zuvor und die Bundeswehr vergrößerte sich. Rheinmetall kaufte andere Firmen hinzu und die Panzer-Familie wuchs: von Wiesel, zu Marder, zu Puma, zu Leopard.
Die Firma ist jetzt eine Aktiengesellschaft, wächst und floriert.
Sie besteht aus zwei Bereichen: Rüstung (täuschend „Defence“ genannt) und Automobiltechnik. Rheinmetall Defence verdient bestens, erzielt Jahr für Jahr zweistellige Wachstumsraten. Die Aktien sind begehrt, bringen hohe Dividende. Alle Rentenkassen, Versicherungskonzerne, Investmentfonds halten die ertragreichen Aktien im Depot! Das heißt, die deutsche Gesellschaft, wir alle profitieren mit vom Blut-Geschäft!! Die Strategie von Rheinmetall „Defence” beruht auf einer Internationalisierung von Produktion und Vertrieb der Mordinstrumente: Man erwirbt Firmen im Ausland bzw. beteiligt sich an fremden Gemeinschafts-Firmen. So kann man die deutschen Rüstungsexport-Beschränkungen umgehen. Das Völker verbindende des Handels verhunzend, plant Rheinmetall-Chef Papperger, die Firma nach dieser Strategie weltweit auszubauen.
Als Absatzmärkte hat er besonders Saudi-Arabien und die Türkei im Visier. Seit 2015 bombardieren die Saudis den Jemen. Immer wieder richten sie dabei Gemetzel unter Zivilisten an. Rheinmetall liefert die Bomben dafür, trotz des deutschen Waffen-Exportverbots in Krisengebiete. Sie stammen von Tochterunternehmen, die entweder in Sardinien oder in Südafrika sitzen; oder aus einer neuen Munitions-Fabrik in Saudi-Arabien selbst, die über eine Mehrheitsbeteiligung von Rheinmetall betrieben wird [Denel Munition]
Pappergers Trick: Rüstungsgüter, die im Ausland produziert werden, unterliegen nicht der deutschen Rüstungsexport-Kontrolle.
Beispiel: Eine Bombe, die im Kriegs-Gebiet im Jemen gefunden wurde, trug das Etikett der Rheinmetall-Tochter auf Sardinien. Die Menschenrechts-Organisation „Human Rights Watch” appellierte an die Bundesregierung, sie möge prüfen, wie tief Rheinmetall in Rüstungs-Exporte verwickelt sei. Unsere Regierung wies dies zurück. Ihre Ausrede: Für Rüstungslieferungen aus Italien und Südafrika seien deutsche Behörden nicht zuständig.
Wir sehen: Der Tod bleibt „ein Meister aus Deutschland.”
Nun zur TÜRKEI
Vor einem Jahr okkupierte Erdogan das kurdische Afrin in Syrien. Dabei setzte er Rheinmetall-Panzer ein. Auf seinem und auf Pappergers Wunschzettel steht jetzt der Bau einer Panzerfabrik in der Türkei. Dafür benötigt Rheinmetall die Genehmigung der Bundesregierung, und hierüber ist ein heilloser Streit entbrannt.
Dagegen sind die Linkspartei, die Grünen, die Kurden sowie die öffentliche Empörung über den jeweils neuesten Justiz-Skandal in der Türkei. Erdogan verfügt jedoch über ein stattliches Erpressungs-Potential: Tausende Flüchtlinge, die er auf Wunsch Berlins zurückhält, sowie Menschenrechtler und Journalisten wie Deniz Yücel, die er als Geiseln benutzt. Letztlich, so fürchte ich, wird die Bundesregierung die Genehmigung erteilen, damit Rheinmetall zum Zuge kommt.
Der Journalist Otfried Nassauer kommt zu dem Resümee: „Waffen und Munition ist das Grundnahrungsmittel für Kriege. Munitions-Lieferungen in Spannungs- und Kriegsgebiete müssen verboten werden, ebenso wie Lieferungen an Staaten, die Menschenrechte nicht einhalten.“
Schmiergeld, Korruption
Nicht nur BLUT klebt an Rheinmetall, sondern auch viel DRECK. Bestechung, Korruption, Gerichtsverfahren sind ständige Begleiter seiner Geschäfte im In- wie im Ausland. Rheinmetall kennt immer weniger Skrupel, sagt Nassauer.
Konzernchef Papperger allerdings behauptet, ein „ethisch korrektes Geschäftsverhalten” anzuvisieren. Scheinheilig, verlogen, empörend!!
Politische Vernetzungen
Zur Absicherung alter und Anbahnung neuer Geschäfte hat Rheinmetall zwei ehemalige Bundesminister eingekauft:
Dirk Niebel (FDP) nennt sich Leiter für Internationale Strategieentwicklung und Regierungsbeziehungen, kurz: Waffen-Lobbyist.
Und Franz Josef Jung (CDU), Ex-Verteidigungsminister. Der kam gleich in den Aufsichtsrat. Die SPD steht noch in der Warteschlange. Immerhin sind Lars Klingbeil, ihr General-Sekretär, und Johannes Kahrs schon Mitglieder im Förderkreis Deutsches Heer, einem der wichtigsten Lobby-Verbände der Rüstungsindustrie. Zwischen 2005 und 2010 erhielten die Parteien (mit Ausnahme der Linken) ca. 3,7 Mio. Euro Spenden von Mitgliedsfirmen des Förderkreises
und der Deutschen. Gesellschaft für Wehrtechnik.
Das führt uns vor Augen, wie die sog. Verteidigungspolitik tickt: die Rüstungsindustrie spendet großzügig an die Parteien, die stimmen dann für neue Militäreinsätze und die Erhöhung des Wehretats, und das leitet neues Geld in die Taschen der Rüstungsindustrie.
„Verteidigungspolitik”??
Kaum!! –> Profit-Maximierung!!! Bankkredite
Die Finanzierung von Rheinmetalls Blut-Geschäften erfolgt nicht allein durch Großbanken, NEIN, auch die Stadtsparkasse Düsseldorf gewährt Kredite hierfür, in ihren Worten ist das „lokales Sponsoring”. Klingt harmlos, als ginge es um Fortuna oder den Rosenmontags-Zug.
Statt ihre Unterstützung der Blut-Geschäfte zu verharmlosen, sollte die Stadtsparkasse klare ethische Standards für ihr Kreditgeschäft formulieren und dieser ethisch nicht tragbaren Firma den Geldhahn zudrehen.
ÖFFENTLICHE KRITIK
In einem Interview [mit RP-online] sagte Papperger,
die Rüstungs-Unternehmen könnten noch viel mehr verdienen, wenn nur die deutsche Export-Richtlinien nicht so restriktiv wären. Befragt nach moralischen Bedenken beim Rüstungsexport
antwortete er: „Ich bin auch meinen Investoren verpflichtet, und die erwarten zu recht eine Strategie, die auf Wachstum ausgerichtet ist“.
Kommt Euch das vielleicht bekannt vor,
ein deutscher Mann, der nur seine Pflicht tut??
Für die Pflicht (heute: Profitmacherei),
scheut er vor Blut-Geschäften nicht zurück!!
Die Geschäfte von Armin Papperger und seinem Groß-Investor, Larry Fink, Vorstandsvorsitzender von BLACKROCK (nebenbei – der Chef von Friedrich Merz) zeigen uns, wie Recht Präsident Eisenhower hatte, als er 1961 vor dem Militär-Industrie-Komplex warnte. Vier Jahrzehnte zuvor hatte eine kluge Frau in Deutschland bereits gefordert, die Rüstungs-Industrie zu verstaatlichen. Sie wollte verhindern, dass immer neue Kriege aus Profit-Gier finanziert werden. Ihr Name: Rosa Luxemburg. Wie sie endete, ist bekannt.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit
(Quelle Photos: Report D)