Massive Gewalt gegen DSSQ-Protest – Terz – 12/2018

26. November 2018

Angriffe und Messerwurf auf Antifaschist*innen

Etwa 450 Personen waren am 17. November 2018 dem Aufruf diverser extrem rechter Organisationen gefolgt, um in der NRW-Landeshauptstadt unter dem Motto „Migrationspakt stoppen“ auf die Straße zu gehen.

Stark vertreten an dem Tag waren rechte und gewaltbereite Hooligans aus dem Spektrum der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) und „Gemeinsam stark Deutschland“. Sie stellten rund ein Drittel der Teilnehmenden. Eben jener Szene ist auch die vom Düsseldorfer Süden aus agierende „Bruderschaft Deutschland“ zuzuordnen, auf deren Konto zwei verletzte Gegendemonstranten gehen. Dass es nicht auch einen Toten durch ein gezielt auf Gegendemonstrant*innen geworfenes Messer gab, ist nur dem Zufall zu verdanken. Zum Gegenprotest aufgerufen hatte das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“, dem Aufruf waren aber leider nur wenige Hundert Personen gefolgt, so dass die extreme Rechte zum ersten Mal seit vielen Jahren in Düsseldorf tatsächlich in der Überzahl war.

Angemeldet worden war die Kundgebung am Johannes-Rau-Platz mit anschließendem Umzug über den Fürstenwall, die Kronprinzenstraße und die Reichsstraße zurück zum Auftaktkundgebungsplatz von der gut vernetzten Kleinstgruppe „Patrioten NRW“ um Stefan Witte und Stefanie van Laak, beide aus Köln. Dem Aufruf angeschlossen hatten sich unter anderem die Gruppierungen „Frauenbündnis Kandel“, „Mütter gegen Gewalt“ und der nicht unwesentlich aus rechten Hools bestehende und von Dennis Mocha angeleitete „Begleitschutz Köln“, der sich zwischenzeitlich in „Internationale Kölsche Mitte“ umbenannt hat. „Mönchengladbach steht auf“ um den ehemaligen „pro NRW“-Vizeparteivorsitzenden Dominik Roeseler trommelte zudem mit einem eigenen Aufruf und einem Mobilisierungsvideo in der rechten Hooligan-Szene und versprach „kurze hochkarätige Reden“ und „Musik“. In der Szene wurde bereits hoffnungsvoll über einen eventuellen Auftritt von „Kategorie C“ bzw. von deren Frontmann spekuliert.

„In den Farben getrennt, in der Sache vereint“

„Gut ist das wir für die Sache vereint stehen denn es ist unser Land da ist der Fußball mal außen vor jedem sein Verein für die Heimat Vereint“, stammelt F95- und „Bruderschaft Deutschland“-Fan Franz Schleder aus Düsseldorf mit Rückblick auf die Aktion auf Facebook. „Nennen wir es doch einfach Länderspiel“, schlägt ein Mönchengladbacher Hooligan aus dem Dunstkreis von „Mönchengladbach steht auf“ vor: „Da laufen wir auch Seite an Seite.“ Wenn es um die Abwehr eines bei einer Verabschiedung des UN-Migrationspakts angeblich drohenden Untergangs Deutschland oder gar des kompletten „Abendlandes“ geht, treten ansonsten gepflegte Feindschaften zwischen den Fans einzelner Vereine in den Hintergrund. So ist es möglich, dass – wie am 17. November – rechte Hools aus den Fanszenen des 1. FC Köln, MSV Duisburg, von Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf und aus anderen Vereinen Schulter an Schulter gegen eine „Messereinwanderung“ und für eine „Festung Europa“ auf die Straße gehen. Sie – die letzten, die hierfür „die Eier“ hätten – möchten voranschreiten und auf der Straße den Weg „frei kämpfen“ für den braven, aber „nicht wehrfähigen Normalbürger“, der sein berechtigtes Anliegen vortragen möchte, hieran aber von „kriminellen linken Elementen“ gehindert würde. Dabei ist „frei kämpfen“ wörtlich zu nehmen. In der Regel wissen Gruppierungen wie „Patrioten NRW“ und „Mütter gegen Gewalt“ ein solches Engagement zu schätzen, hadern aber zuweilen damit, dass dieses selten mit dem angestrebten seriösen Auftreten in Einklang zu bringen ist. Ein Teil ihres bürgerlichen Publikums rümpft beim Auftreten der Hools schon einmal die Nase. Am 17. November 2018 drückte sich das unter anderem darin aus, dass die Veranstalter bei der Auswahl ihrer Ordner und Ordnerinnen mit Ausnahme des mitveranstaltenden Kölner „Begleitschutzes“ nicht auf die rechte Hool-Szene zurückgriffen und Dominik Roeseler, eine der zentralen Figuren aus dem HoGeSa/„Gemeinsam stark Deutschland“-Spektrum, keine Rede zugestanden wurde.

„Keine Gewalt“?

Auch am 17. November 2018 betonte Stefan Witte in seiner Abmoderation noch einmal, dass man sich von „jedweder Gewalt“ distanziere – ohne freilich zu benennen, vom wem diese zuvor ausgegangen war. Nachdem der „erlebnisorientierte“ Teil seines Publikums statt „kurze hochkarätige Reden“ und „Musik“ etwa 90 Minuten langatmige, immer gleiche Reden und keine Live-Musik präsentiert bekam und sich sichtlich genervt zeigte, trachtete er nach praktischeren Ausdrucksformen des Protestes. Dass Angriffe auf Gegendemonstrant*innen geplant waren, zeichnete sich deutlich an den Absprachen untereinander ab, daran hatten nicht rechte Beobachter*innen des Geschehens schon vor der Aufstellung des Demonstrationszuges keinerlei Zweifel. Nur den anwesenden Polizeikräften, die sich mehr mit dem recht schwachen Gegenprotest beschäftigten und der rechten Demo an der Angriffsstelle sogar großteils den Rücken zukehrten, schien das entgangen zu sein. Und so kam, was kommen musste. Nachdem sie schon zuvor Parolen wie „Schlagt sie tot!“ gerufen hatten, griffen die rechten Hools organisiert an. Während einige von ihnen beim Vorrücken Polizeikräfte auf sich zogen, gelang es anderen, durch die großzügigen Lücken der lockeren Polizeikette zu kommen und den Gegenprotest anzugreifen. Zwei Gegendemonstranten wurden hierbei durch Faustschläge kampferprobter und mit Lederhandschuhen ausgestatteter Aufmarschteilnehmer im Gesicht und am Hals verletzt. Besonders hervor tat sich bei dem Angriff die „Bruderschaft Deutschland“, die nebst Umfeld mit einem Pulk von etwa 30 Personen erschienen war. Die beiden verletzten Personen gingen auf das Konto des Anführers der „Bruderschaft Deutschland“, Ralf Nieland, und des mit der „Bruderschaft“ eng verbandelten Miguel Arce-Luarca, beide aus Düsseldorf. Während Nieland sofort nach dem Angriff von Polizeibeamten überwältigt werden konnte, schaffte es Arce-Luarca zunächst, sich seiner Festnahme zu entziehen, wobei ihm weitere „Bruderschaft“-Mitglieder, denen es beim Angriff nicht gelungen war, die Polizeikräfte zu überrennen, behilflich waren – während ein BVB-Hooligan aus Mönchengladbach, der sich bei Facebook „Rene Lange“ nennt, einen weiteren Faustschlag gegen Arce-Luarcas Opfer richtete. Letztendlich wurde Arce-Luarca dann aber doch nach Beendigung des Aufmarsches in Polizeigewahrsam genommen. „War mir eine Genugtuung. Mann kann sich nicht alles gefallen lassen…“, kommentierte der in Eller lebende Ralf Nieland am Tag nach dem Aufmarsch seinen Angriff im Internet. Aus seiner „Bruderschaft“ folgte dann auch sogleich die Zusage von Unterstützung: Man werde für „die Strafe vom Ralf zusammen schmeißen“.

Zunächst offenbar völlig unbemerkt blieb ein Vorfall, kurz nachdem Ralf Nieland von der Polizei fixiert werden konnte. Ein Kölner Hooligan schleuderte eine Art Wurfmesser auf Kopfhöhe in Richtung einiger Gegendemonstranten – und verfehlte dabei nur äußerst knapp sein Ziel. Klaus W. aus dem Kreis der „Bruderschaft“ aus Garath, der augenscheinlich bemerkt hatte, was da geplant war, hatte zuvor einen „Kameraden“ gestoppt, damit dieser nicht in die Wurflinie geriet – und damit ermöglicht, dass die Bahn für den Wurf frei war und das Geschoss niemanden aus den eigenen Reihen treffen konnte. Alle genannten Angriffe und auch der Messerwurf sind auf im Internet veröffentlichtem Videomaterial zu sehen.

Ausblick

Die seit 2017 öffentlich in Erscheinung tretende „Bruderschaft Garath“, die sich zwischenzeitlich in „Bruderschaft Deutschland“ umbenannt hat und insbesondere von Ralf Nieland und vom Garather Kai Kratochvil angeleitet wird, versucht sich seit Monaten am Aufbau einer Art „patriotischen“ Bürgerwehr. So tauchte die Gruppe schon mehrfach mit bis zu 35 Personen in Eller auf, wo mehrere Mitglieder der „Bruderschaft“ wohnen, posierte zum Gruppenfoto vor dem S-Bahnhof Eller-Süd und zeigte anschließend „Präsenz“ im Stadtteil – sowohl beim „Vorglühen“ im „Brauhaus Fuchsjagd“, als auch auf der Gumbertstraße, inklusive eines gemeinsamen „Spaziergangs“ nach Oberbilk. Frei nach dem Motto „Wenn wir da sind, dann trauen sich nichtdeutsche Kriminelle nicht, schlimme Dinge zu tun“.

Mitglieder der Gruppe, unter ihnen auch der F95-Dauerkarteninhaber Ralf Nieland, sind auch auf neonazistischen Aufmärschen anzutreffen, beispielsweise am 14. April 2018 beim „Europa erwache!“-Aufmarsch der „Die Rechte“ in Dortmund. In Düsseldorf und im Düsseldorfer Umland erfreut sich die „stabile Truppe“, wie sie sich gerne bezeichnet und bezeichnen lässt, immer größerer Beliebtheit. Sie verstärkt sich zunehmend aus ihrem Umfeld. Hinzu kommt eine aktiv betriebene Vernetzung und Verbrüderung mit Gleichgesinnten in anderen Städten. Neben den bereits genannten Gruppen aus Mönchengladbach und Köln ist das insbesondere die „First Class Crew“ aus Essen, die auch als „Steeler Jungs“, „Huttroper Jungs“ und „Borbecker Jungs“ auftritt und die engste Verbindungen in die Rocker-Szene und Kampfsport-Szene hat. „Die Essener“ waren am 17. November aus unbekannten Gründen nicht in Düsseldorf. Sie seien aber beim nächsten Mal auf jeden Fall dabei, so Ralf Nieland, ebenso wie „die Duisburger“. Wann dieses „nächste Mal“ sein wird, ist noch unklar. Demoanmelder Stefan Witte hatte jedoch am 17. November ab Januar 2019 monatliche Demonstrationen in Düsseldorf angekündigt. Nicht bis zum nächsten Mal warten wollte offenbar die Kölner Truppe, aus deren Reihen nach der Ankunft am Kölner Hauptbahnhof rumgehitlert und ein dagegen protestierender Bahnreisender zusammengeschlagen wurde.

Bis zum nächsten Düsseldorfer Auftreten wäre es dringend nötig, aus den Erfahrungen vom 17. November zu lernen und den Gegenprotest neu aufzustellen. Messerwürfe auf Gegen­demonstrant*innen machen eine breite Mobilisierung aus nachvollziehbaren Gründen sicherlich noch schwieriger, als sie es ohnehin schon ist. Und sich beim Schutz der eigenen Unversehrtheit auf die Polizei zu verlassen, wäre leichtsinnig und möglicherweise fatal. Spätestens bei der rechten Kundgebung am 27. August 2018 vor dem Landtag – eigentlich aber bereits bei den 21 DügIdA-Demonstrationen 2015 – zeichnete sich ab, welch‘ enormes Gewaltpotenzial aktuell bei der regionalen extremen Rechten am Start ist. Ein massiver Angriff der rechten Hools am 27. August wäre für die schlecht aufgestellten Polizeikräfte nicht abwehrbar gewesen. Ein solcher blieb aber im Gegensatz zum 17. November aus. Gelernt wurde polizeilicherseits in der Zwischenzeit offenbar nichts. Und Ähnliches ist auch zukünftig zu erwarten, der Feind steht nach wie vor links. Eben dieser Situation muss sich der Gegenprotest jetzt stellen.

DSSQ-Untersuchungs-AG 17.11.18,
Stand 25.11.18

Massive Gewalt gegen DSSQ-Protest / Angriffe und Messerwurf auf Antifaschist*innen

26. November 2018

Pressemitteilung vom Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer!“
Düsseldorf, 26.11.2018

Massive Gewalt gegen DSSQ-Protest / Angriffe und Messerwurf auf Antifaschist*innen

Am 17. November 2018, beim etwa 450-köpfigen Aufmarsch extrem rechter
Organisationen in Düsseldorf, kam es zu zwei von Mitgliedern der
Düsseldorfer „Bruderschaft Deutschland“ verletzten Gegendemonstranten.
Dass nicht noch Schlimmeres passierte, ist nur dem Zufall zu verdanken.
Ein Kölner Hooligan schleuderte höchstwahrscheinlich ein Wurfmesser auf
Kopfhöhe in Richtung einiger Gegendemonstranten und verfehlte dabei nur
äußerst knapp sein Ziel. Eine aufwändige Auswertung des öffentlich
verfügbaren Videomaterials durch DSSQ brachte jetzt diesen bislang nicht
bekannten Vorgang ans Tageslicht. „Düsseldorf stellt sich quer“ fordert
eine sofortige Aufklärung.
Ausschnitte des Videos sowie Bildmaterial über die rechten Angreifer
sind auf http://duesseldorf-stellt-sich-quer.de/blog/ dokumentiert.

(animated GIF – draufklicken)

Dass Angriffe auf Gegendemonstrant*innen geplant waren, zeichnete sich
bereits vor der Formierung des rechten Demonstrationszuges ab. Die
zahlreich anwesenden extrem rechten Hooligans insbesondere aus
Düsseldorf, Köln und Mönchengladbach sprachen sich entsprechend ab und
gingen koordiniert vor. Lediglich den anwesenden Polizeikräften schien
dies entgangen zu sein. Nachdem die rechten Hools schon zuvor Parolen
wie „Wenn wir wollen, schlagen wir sie tot!“ gesungen hatten, griffen
sie an. Zwei Gegendemonstranten wurden hierbei durch Faustschläge
kampferprobter und mit Lederhandschuhen ausgestatteter
Aufmarschteilnehmer im Gesicht und am Hals verletzt. Die beiden
verletzten Personen gingen auf das Konto des Anführers der „Bruderschaft
Deutschland“, Ralf Nieland, und des „Bruderschaft“-Mitglieds Miguel
Arce-Luarca. Beide kommen aus Düsseldorf. Während Nieland sofort nach
dem Angriff von Polizeibeamten überwältigt werden konnte, konnte sich
Arce-Luarca zunächst seiner Festnahme entziehen. Erst nach Beendigung
des Aufmarsches wurde er in Polizeigewahrsam genommen.

Zunächst unbemerkt blieb ein Vorfall, kurz nachdem Nieland von der
Polizei fixiert werden konnte. Ein Kölner Hooligan schleuderte aus dem
Gewühl höchstwahrscheinlich ein Wurfmesser auf Kopfhöhe in Richtung der
Gegendemonstrant*innen und der Polizei– und verfehlte dabei nur äußerst
knapp sein Ziel. Mindestens ein namentlich bekannter
„Bruderschaft“-Aktivist, der als Türsteher erprobt ist, hatte die
Situation im Blick. Wie auf den Videos zu erkennen ist, zog er
vorsorglich einen seiner „Kameraden“ aus der Wurflinie. Er wäre in der
Lage, den Täter zu benennen.

Bruderschaft Deutschland
Die seit 2017 öffentlich in Erscheinung tretende „Bruderschaft Garath“,
die sich zwischenzeitlich in „Bruderschaft Deutschland“ umbenannt hat
und insbesondere von Ralf Nieland aus Eller und Kai Kratochvil aus
Garath angeleitet wird, versucht sich am Aufbau einer Art
„patriotischen“ Bürgerwehr. So patrouillierte die Gruppe schon mehrfach
mit bis zu 35 Personen ohne Polizeibegleitung in Eller. Sie posierte zum
Gruppenfoto vor dem S-Bahnhof Eller-Süd und zeigte anschließend
„Präsenz“ im Stadtteil. Mitglieder der rechten Truppe, unter ihnen auch
der F95-Dauerkarteninhaber Ralf Nieland, sind auch auf neonazistischen
Aufmärschen anzutreffen, beispielsweise am 14. April 2018 beim „Europa
erwache!“-Aufmarsch der neonazistischen Partei „Die Rechte“ in Dortmund.
Mehrere neonazistische Parteien – auch der in Düsseldorf im Aufbau
befindlichen „Der III. Weg“ – versucht sich aus den Reihen der
„Bruderschaft“ zu verstärken.

„Wir fordern eine sofortige Aufklärung der genannten Vorfälle,
insbesondere des Messerwurfs. Die Gewalt gegen Teilnehmer*innen an
unseren Protesten hat spätestens mit den Vorfällen vom 17. November
nicht mehr hinnehmbare Ausmaße angenommen. Doch sie kommt nicht
unerwartet. Schon bei den Protesten gegen DügIdA 2015 und zuletzt am 27.
August 2018 vor dem Landtag zeichnete sich diese Entwicklung ab“, so
DSSQ-Sprecher Uwe Funke „Deshalb hatten wir im Vorfeld des 17. November
zum Schutz unserer Teilnehmer*innen auch in so genannten
Kooperationsgesprächen mit der Polizei noch einmal explizit auf das
extrem hohe rechte Gewaltpotenzial hingewiesen. Gefolgt ist daraus
nichts. Offenbar wird dort das Hauptproblem nach wie vor im Protest
gegen rechte Demonstrationen gesehen.“

Karl Marx – Was bleibt und warum? Lesung mit Rolf Becker – initiiert vom Heinrich Heine Salon – 16.12.2018 / Zakk

26. November 2018

Karl Marx – Was bleibt und warum?  Lesung mit Rolf Becker – initiiert vom Heinrich Heine Salon

“Es wird sich zeigen, dass es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit.
Es wird sich endlich zeigen, dass die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewusstheit ihre alte Arbeit zustande bringt.“

Karl Marx, September 1843 (MEW 1/346)

Rolf Becker liest aus Schriften und Briefen, gemeinsamen Arbeiten mit Friedrich Engels, zitiert Stimmen von Marx‘ Freunden und verzichtet auch nicht auf Anmerkungen zur Gegenwart.

 

 

 

 

Sonntag, 16. Dezember 2018 | 11.00 Uhr

Einlass 10.45 Uhr

zakk | Fichtenstr. 40 | Düsseldorf

Eintritt 10,00 / 5,00 (Düsselpass)

mit kleinem Frühstück

Gedenkgang 09.11.2018 – 80 Jahre Pogrom in Düsseldorf

19. November 2018

Rede von Gisela Blomberg, VVN Düsseldorf

Wir gedenken heute des Pogroms, das vor 80 Jahren auch in Düsseldorf stattfand. Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen gegen irgendwelche Bestrebungen eines Herrn Höcke oder seiner Gesinnungsgenossen, die heute offen äußern können, dass in der Gedenkpolitik eine Wendung um 180 Grad vorgenommen werden soll. Wir wenden uns gegen jegliche Geschichtsklitterung und Verschleierung der Ursachen und der Verbrechen des deutschen Faschismus.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Das Attentat in Paris auf den deutschen Diplomaten Ernst von Rath fand statt in einem historischen Augenblick, in dem das faschistische Regime dabei war, die Vertreibung der jüdischen Deutschen zu forcieren. So war der Anlass gefunden, die Strategie der Judenverfolgung zum Pogrom zu steigern.

Folglich verfälschte die faschistische Propaganda die verzweifelte Tat eines Einzeltäters augenblicklich in ein antideutsches Komplott des internationalen Judentums.

Hier handelt es sich um einen Phantasiebegriff, geprägt, um die Bevölkerung in Deutschland auf die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Juden einzustellen.

Die nicht-jüdische Bevölkerung wurde von den Nazis zum Kern einer angeblichen Herrenrasse der Arier erklärt, die dazu berufen seien, die Welt zu beherrschen.

Die rassistischen Doktrinen dienten auch der Umleitung des Klassenkampfes in den Rassenkampf, arische Unternehmer wurden in die Volksgemeinschaft einbezogen, für alle Missstände hingegen wurde das Judentum verantwortlich gemacht. Somit wurde der als Arisierung getarnte Raub von Unternehmen und Vermögen jüdischer Menschen legitimiert.

Nicht nur jüdische Menschen wurden zu Feinden der Herrenrasse erklärt sondern auch anderen Völkern vor allem den Slawen, den Sinti und Roma und den Menschen des afrikanischen und asiatischen Kontinents wurde von den Naziführern, denen der Mord an Gegnern und angeblichen Rassefeinden keinerlei Skrupel bereiteten, der Status von Untermenschen zugewiesen. Die Bestimmung der Mehrheit der Weltbevölkerung sei es, beherrscht und ausgebeutet zu werden.

Der Marxismus wurde als jüdisches Machtwerk mit dem Ziel der Schwächung der Völker und die Oktoberrevolution als Sieg des jüdischen Bolschewismus denunziert. So sollten jegliche Angriffe auf jüdische Menschen, auf die Arbeiterbewegung mit ihren Judenknechten und später auf die UdSSR als gerechter Abwehrkampf legitimiert werden. Auch das englische und französische Volk befände sich in Händen des internationalen Judentums, lasse sich von diesem gegen Deutschland missbrauchen und müsse deshalb bekriegt werden. Das deutsche Volk wurde so auf den bevorstehenden Krieg eingestellt, für den ein Feindbild im Inneren und Äußeren notwendig war. Die Judenverfolgung war Teil der systematischen Vorbereitung auf den Krieg gegen die UdSSR, wie diese im Vierjahresplan festgelegt war.

„Faschistischer Rassismus und Rassenantisemitismus waren mithin den Herrschafts- und Expansionsinteressen des deutschen Imperialismus direkt auf den Leib geschneidert“, so der Historiker Kurt Pätzold. Arier sollten in sogenannten Nicht-Ariern und Judenknechten keine Menschen mehr erkennen.

Auch in Düsseldorf gehörte brutaler Terror zum Alltag unter dem Hakenkreuz.

Gauleiter Florian verkündete nach der Machtübergabe am 31.01.1933:  ich zitiere: „Unsere Aufgabe heisst: Als Träger des neuen deutschen Volksgeistes die undeutsche Geisteswelt in unserem Vaterland zu vernichten“

Bis April 1933 gab es allein in Düsseldorf über 3.800 Festnahmen, das bedeutete brutale Folter, Gefängnis und Überstellung in die berüchtigten Emslandlager.

Am 10. März 1933 d.h. fast einen Monat vor der reichsweiten Aktion fanden in Düsseldorf die 1. Boykottmaßnahmen gegen jüdische Ärzte, Rechtsanwälte und Geschäfte mit jüdischen Inhabern statt. Zu diesem Zeitpunkt lebten ca. 5.000 Juden in Düsseldorf.

SA Trupps stellten sich vor den Geschäften auf, es kam zur Schikane der Kunden, teilweise auch Plünderungen und massivem Vorgehen gegen Geschäftsinhaber. In der Folge wurden viele jüdische Geschäftsleute unter Druck gesetzt, um ihre Unternehmen unter Wert zu verkaufen, hierzu zählten z.B. das Carschhaus oder das Kaufhaus von Leonhard Tietz, das dann zum Kaufhof wurde.

Vor genau 80 Jahren wurde auch in Düsseldorf mit dem Befehl zu dem abscheulichen Pogrom die forcierte Vertreibung der jüdischen Einwohner der Stadt eingeleitet.

Die große Synagoge an der Kasernenstraße und andere Räume der jüdischen Gemeinde wurden in Brand gesteckt bzw. zerstört. Rückte die Feuerwehr aus, so ging es nicht darum, die Brände zu löschen, sondern zu verhindern, dass das Feuer auf die Nachbargebäude überging. Die SA und die SS verwüsteten nahezu 500 Einzelhandelsgeschäfte und Wohnungen, Möbel, Kunstwerke und Hausrat wurden völlig demoliert und durch die Fenster auf die Straßen geworfen, jüdische Menschen gedemütigt und schwer misshandelt. Mindestens 15 Menschen überlebten diese Angriffe nicht und die Zahl der Verletzten war sehr groß. Über 120 jüdische Menschen wurden verhaftet, von diesen wurden 82 Männer in das KZ Dachau bei München deportiert. Eine große Anzahl von Menschen wurden in den Suizid getrieben. Selbstverständlich gab es in Düsseldorf auch Menschen, die versuchten ihre jüdischen Nachbarn zu unterstützen, die Mehrheit der Bevölkerung jedoch war inzwischen genügend diszipliniert worden, um nicht zu protestieren.

Mit diesem Überfall auf die jüdische Bevölkerung begann die letzte Etappe der seit 1933 verfolgten Strategie der Vertreibung der Juden aus Deutschland, die schließlich im Holocaust endete. Das Pogrom ließ keinen Zweifel mehr daran, dass es für die jüdischen Menschen keine Zukunft in ihrem Vaterland geben sollte. Gleichzeitig wurde die Volksmehrheit ein weiteres Mal darauf eingestimmt, wie mit Menschen, die nicht zur „arischen Herrenrasse“ gezählt wurden und zu Gegner des Regimes gemacht wurden, umgegangen werden sollte.

Auch heute gibt es viele Kräfte, die auf Ausgrenzung, Rassismus und menschenverachtende Politik setzen, die vermeintlich einfache Lösungen für gravierende gesellschaftliche Probleme propagieren. Dabei bedienen sie sich des Mittels des Betrugs, sie leiten Frustrationen und Ängste auf sogenannte Problemgruppen um und lenken so von den eigentlichen Ursachen ab, d.h. von der seit Jahren stattfindenden Umverteilung von unten nach oben durch den forcierten neoliberalen Sozialabbau. Statt einer Rücknahme der schikanösen Hartz IV Gesetze zum Beispiel nähern sich auch die anderen Parteien chauvinistischen Positionen z.B. in der Flüchtlingsfrage an. Die Rechten bieten keine Lösungen der heutigen Probleme, im Gegenteil sie verschärfen Entsolidarisierung und Ausgrenzung. Es ist unsere Aufgabe, die wachsende Rechtsentwicklung zu bekämpfen. Der drohenden Gefahr eines großen Krieges gegen Russland müssen wir entschieden entgegentreten.

Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Aktion der VVN Düsseldorf zum Gedenken an die Opfer des Pogroms im November 1938.

14. November 2018

Über 40 Menschen folgte einem Aufruf der VVN Düsseldorf, sich am 9. November 2018 auf dem Ernst -Reuter-Platz zu versammeln, um der Opfer des Novemberpogroms vor 80 Jahren zu gedenken.

In der Auftaktrede wurde betont, dass mit diesem Überfall auf die jüdische Bevölkerung die letzte Etappe der seit 1933 verfolgten Strategie der Vertreibung der Juden aus Deutschland begann, die schließlich im Holocaust endete. Das Pogrom ließ keinen Zweifel mehr daran, dass es für die jüdischen Menschen keine Zukunft in ihrem Vaterland geben sollte. Gleichzeitig wurde die Volksmehrheit ein weiteres Mal darauf eingestimmt, wie mit Menschen, die nicht zur „arischen Herrenrasse“ gezählt wurden und zu Gegner des Regimes gemacht wurden, umgegangen werden sollte. Die Mehrheitsbevölkerung wurde so auf den bevorstehenden Krieg eingestellt, für den ein Feindbild im Inneren und Äußeren notwendig war. Die Judenverfolgung war Teil der systematischen Vorbereitung auf den Krieg gegen die UdSSR, wie diese im Vierjahresplan festgelegt war.

Im Anschluss daran begann der Gang über die Hüttenstraße, in der am 09. Und 10. November 1938 die SA und die SS mindestens 21 Wohnungen verwüsteten, Möbel, Kunstwerke und Hausrat völlig demolierten und durch die Fenster auf die Straßen warfen, jüdische Menschen demütigten und schwer misshandelten. Vor 11 Häusern wurden der dort am 9. Und 10. November Drangsalierten gedacht. Die Namen wurden verlesen sowie eine kurze Information, gestützt auf den Recherchen der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte zur Pogromnacht 1938, zu ihrem weiteren tragischen Schicksal gegeben.  An jedem Haus wurde ein Gedenkschild angebracht, Blumen abgelegt und eine Kerze angezündet.

Vor dem Haus Nr. 104 erfolgte eine Lesung aus einem ergreifenden Bericht von Ernst, dem Sohn von Martha und Arthur Rosenthal. Ernst wurde Augenzeuge, wie die Feuerwehr nicht die in Brand gesetzte Synagoge löschte, sondern nur dafür sorgte, dass der Brand nicht auf die Nachbarhäuser übergriff. Als Ernst nach Hause zurückkehrte, musste er mit ansehen, wie die elterliche Wohnung auf der Hüttenstraße demoliert wurde und alles, sogar ein großer Kamin mit einer schweren Marmorplatte, auf die Straße geworfen wurde.

Vor der Nummer 144 wurden die angstvollen Erinnerungen von Inge Segal vorgelesen, als Kind hatte sie den Überfall auf die Wohnung ihrer Eltern Frieda und Max Jordan erlebt.

Wanda Aronstein und ihre Töchter Hilde und Gertrud, Max und Sofie Dahl, Ernst und Helene Pscherowski, Maria Rosenberg, Max und Frieda Jordan wurden am 10. November 1941 nach Minsk deportiert und dort von den Faschisten ermordet. Margarete und Vera Schuster und Hermann Cohen überlebten das KZ Auschwitz nicht.

Interessiert hörten auch Anwohnern und Passanten zu, eine Hausbesitzerin gab ihrer Erschrockenheit über die Ereignisse in ihrem elterlichen Haus zum Ausdruck.

2 Tage später, am 11.11. hingen bis auf 2 noch alle Schilder vor den Häusern, und es gab nicht wenige Passanten, die zum Lesen der Schilder einen Halt machten auf ihrem Gang durch die Hüttenstraße.

Gedenken an die Opfer des Pogroms vom 9./10. November 1938

31. Oktober 2018

Auch in Düsseldorf wurde vor 80 Jahren der Befehl zu einem abscheulichen Pogrom an den jüdischen Einwohnern der Stadt gegeben.

Die große Synagoge an der Kasernenstraße und andere Räume der jüdischen Gemeinde wurden in Brand gesteckt bzw. zerstört. Die SA und die SS verwüsteten nahezu 500 Einzelhandelsgeschäfte und Wohnungen, Möbel, Kunstwerke und Hausrat wurden demoliert und durch die Fenster auf die Straßen geworfen, jüdische Menschen gedemütigt und schwer misshandelt. Mindestens 15 Menschen überlebten diese Angriffe nicht und die Zahl der Verletzten war sehr groß. Über 120 jüdische Menschen wurden verhaftet, von diesen wurden 82 Männer in das KZ Dachau bei München deportiert.

Mit diesem Überfall auf die jüdische Bevölkerung begann die letzte Etappe der seit 1933 verfolgten Strategie der Vertreibung der Juden aus Deutschland, die schließlich im Holocaust endete. Das Pogrom ließ keinen Zweifel mehr daran, dass es für die jüdischen Menschen keine Zukunft in ihrem Vaterland geben sollte. Gleichzeitig wurde die Volksmehrheit ein weiteres Mal darauf eingestimmt, wie mit Menschen, die nicht zur „arischen Herrenrasse“ gezählt wurden und zu Gegner des Regimes gemacht wurden, umgegangen werden sollte.

Die VVN-BdA Düsseldorf will mit einem Gang über die Hüttenstraße, in der allein 21 Wohnungen von jüdischen Menschen verwüstet wurden, an die Opfer der Pogromnacht erinnern und zum Gedenken Kerzen aufstellen.

Treffpunkt | Freitag, 9. November 2018 | Ernst-Reuter-Platz | Hüttenstraße

Besuch des Befreiungsmuseums Groesbeek | Niederlande

13. September 2018

„Die Kommunisten.
Im Widerstand gegen Faschismus und Kapital“

Am Sonntag, den 7. Oktober 2018 wird die Kreisvereinigung Düsseldorf der VVN-BdA eine Busfahrt zum Nationaal Bevrijdingsmuseum 1944-1945 in Groesbeek unweit von Kleve unternehmen. Dort findet zum Jahr des Widerstandes 2018 bis zum 28. Oktober 2018 eine Sonderausstellung zur Rolle der Kommunisten in den Niederlanden statt:

Im Ausstellungstext heißt es:

„Die Kommunisten waren die ersten in den Niederlanden, die sich dem Faschismus widersetzten. Schon zu Beginn der 30er Jahre waren sie illegal tätig, um den Widerstand in Deutschland zu unterstützen. Am ersten Tag der Besetzung der Niederlande wurde die gesamte Kommunistische Partei der Niederlande (CPN) zu einer Widerstandsorganisation….Unmittelbar nach der Befreiung war die CPN überaus beliebt, auch dank ihrer Rolle im Widerstand. Dies war aber nur von kurzer Dauer, da in den Niederlanden bald der Antikommunismus des Kalten Krieges überwog…In der Ausstellung…wird diese spannende Geschichte durch zahlreiche Plakate, Zeitungen, Fotos, Videomaterial und Musikfragmente illustriert… Die Vielzahl von Geschichten zum Widerstand aus dieser Zeit kann Anstoß sein, über den Widerstand von damals und seine Bedeutung für heute nachzudenken…“

Flyer_Fahrt_Groesbeek

Treffpunkt | Busbahnhof Düsseldorf

Ab 13:00 Uhr | deutschsprachige Führung durch die Ausstellung (anschließend Zeit, sich persönlich umzuschauen)

Wieder in Düsseldorf zwischen 19 und 20 Uhr

Anmeldung sofort, spätestens bis zum 15. September an: info@vvn-duesseldorf.de
Telefon 0163-9716507

Kosten je nach TN-Zahl zwischen 30 und 40 Euro (Busfahrt, Eintritt und Führung)

Anzahlung 25 Euro, die mit der Anmeldung an folgendes. Konto zu entrichten sind:
Stadtsparkasse, Düsseldorf | IBAN DE48 3005 0110 1004 0685 63

 

 

 

Buchvorstellung | Frank Deppe | 1968: Zeiten des Übergangs

13. September 2018

Frank Deppe analysiert das Jahr 1968 als Ergebnis eines längerfristigen kulturrevolutionären Prozesses, der die Wertordnungen in den entwickelten Gesellschaften des Westens fundamental veränderte. Er fragt nach der aktuellen Rezeption des Mythos: was ist aus den Helden der Revolution geworden ? Wie ist das Bedürfnis reaktionärer und konservativer Kreise nach einer „Revanche für 68“ zu erklären ? Deppe war Professor für Politikwissenschaft an der Universität Marburg und ist Autor des Standardwerkes „Politisches Denken im 20. Jahrhundert“ (VSAVerlag 2018).

BiBaBuze |

Aachener Str. 1 | 40223 Düsseldorf

Donnerstag, 20. Sept 2018 19:30 Uhr

6 € Eintritt

 

Buchvorst_Deppe_Sept_2018

Es wieder so weit! Rock gegen Rechts Düsseldorf!

6. Juni 2018

2. FCK AFD – Festival

14. Mai 2018

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