Unser Kamerad, Pfarrer Friedhelm Meyer hat uns für immer verlassen

20. Juni 2021

Unser Kamerad, Pfarrer Friedhelm Meyer hat uns für immer verlassen.

Mit vielen Freund*innen aus der demokratischen, der antifaschistischen und der Friedensbewegung trauern wir um einen mutigen Mitstreiter, der uns in vielen Jahrzehnten immer unbeirrt zur Seite gestanden hat.
Die Lücke, die Friedhelm hinterlässt, wird schwer zu füllen sein.
Gerne erinnern wir uns an die vielen gemeinsamen Erlebnisse, an die Exkursionen der VVN-BdA nach Paris, nach Straßbourg, an seine Laudatio bei der Überreichung des Düsseldorfer Friedenspreises beim Ostermarsch 2016 an die VVN-BdA Düsseldorf, unsere gemeinsame Einweihung der Gedenktafel für den katholischen Kaplan und Widerstandskämpfer, den späteren Vorsitzenden der VVN Dr.Joseph C. Rossaint an der Kirche St. Mariä Empfängnis in der Düsseldorfer Innenstadt.
Die Würdigung eines solchen erfüllten Lebens fällt schwer.
Deshalb erlauben wir uns, hier Auszüge aus dem Nachruf der Coordination gegen Bayer-Gefahren und der Stiftung Ethik & Ökonomie zu veröffentlichen, die die wesentlichen Stationen des Lebens unseres Freundes Friedhelm Meyer so treffend umreißt, wie es besser schwerlich möglich ist.
Dort wird gesagt:

„Liebe Freundinnen und Freunde,
in Düsseldorf ist ein ebenso bescheidener wie großer Streiter für Frieden, Antifaschismus, Geschlechtergerechtigkeit, Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Ökumene, Kapitalismus- und Konzernkritik von uns gegangen, der über Jahrzehnte hinweg das fortschrittliche politische Düsseldorf geprägt hat, wie kaum ein zweiter:
Keine Aktion, keine Demonstration in Düsseldorf konnte beginnen, bevor nicht Friedhelm auf seinem Fahrrad angeradelt war. Er war in Düsseldorf und weit darüber hinaus bei Tausenden bekannt und angesehen.
Das offizielle Düsseldorf hat ebenso wie die offizielle Kirche die herausragenden Leistungen von Friedhelm Meyer für die Stadt (und die Kirche) stets geflissentlich übersehen, bestenfalls bei unzähligen Zusammentreffen in offiziellem Rahmen mit zusammengekniffenen Lippen ertragen.
Es blieb der Düsseldorfer Friedensbewegung überlassen, Friedhelm Meyer 2011 mit dem Düsseldorfer Friedenspreis für sein Wirken zu ehren.
Düsseldorf hat Friedhelm Meyer sehr viel zu verdanken. Sein Name ist untrennbar mit der jüngeren Geschichte der Stadt seit 1960 verbunden.
In Dinslaken und Velbert in einer Familie aufgewachsen, in der drei Generationen bereits Pfarrer waren, studierte Friedhelm Meyer in Bonn und Heidelberg. Er war verheiratet und hatte fünf Söhne.
Sehr prägend war für ihn die Arbeit im „Seminar für kirchlichen Dienst in der Industriegesellschaft“ bei dem früheren Industriepfarrer Horst Symanowski.
Friedhelm Meyer war 35 Jahre Pfarrer in der Hoffnungskirche im Düsseldorfer Stadtteil Garath. Immer wieder hat sein Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und das (Über-) Leben auf der Erde das Missfallen der Kirchenleitung erregt. Vor allem, weil er nicht in den heiligen vier Wänden der Kirche blieb, sondern nach draußen ging und im öffentlichen Raum Widerhall fand. Und zudem konträr zur offiziellen Kirchenhaltung stand.
So z. B. wenn er unüberhörbar den „staatskirchlichen Militärseelsorgevertrag“ anprangerte oder zur alljährlichen Mobilisierung für den Ostermarsch die Kirchenglocken in Garath läutete und die Friedensfahne mit der weißen Taube auf blauem Grund auf der Kirchturmspitze hisste. Es kam schließlich sogar zur offenen Auseinandersetzung, die Kirchenleitung drohte mit Auflösung des Presbyteriums. Was Friedhelm Meyer aber nicht davon abhielt, die gesamte Kirche während des Irak-Kriegs mit einem Riesen-Protest-Transparent zu schmücken
Die gesellschaftspolitische Arbeit war von Anbeginn an oft auch überregional und stets eng verbunden mit der Solidarischen Kirche im Rheinland (SoKi). So war u. a. auch regelmäßig an den Protesten gegen den Kohleabbau im Hambacher Forst beteiligt.
Nach der Beendigung der aktiven Zeit als Pfarrer in Garath hörte das Engagement von Friedhelm Meyer nicht auf, sondern intensivierte sich: U.a. in der SoKi, in der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), in Ökumenischen Netzwerken im Rheinland (AK processus confessionis) und in Deutschland (Kairos Europa, ÖNiD), bei ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie, im Vorstand des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, im Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), bei „Düsseldorf stellt sich quer“, in der Initiative „Neue Namen“ (für Urdenbacher Straßen, die nach Kolonialverbrechern benannt sind), im Verein für die Fortsetzung der Sozial- und Kulturarbeit in der – von der Gemeinde inzwischen geschlossenen – Garather Hoffnungskirche, längere Zeit auch in der Solidarität mit den Roma, im Düsseldorfer Sozialforum und beim Obdachlosenprojekt fiftyfifty. Zudem wirkte er bei der Herausgabe mehrerer Bücher mit. Es sei uns verziehen, wenn hier mit Sicherheit viele seiner Wirkungsfelder fehlen.
Friedhelm Meyer war Menschenfreund, Familienmensch, Friedensaktivist, Antifaschist, Kapitalismus- und Konzernkritiker und Umweltschützer.
Beispielgebend war, dass Friedhelm Meyer Antikommunismus nie Raum gab und sich stets für den gemeinsamen Einsatz aller ehrlich interessierten Kräfte für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz einsetzte. Wobei Rassismus, Sexismus und Faschismus für ihn stets rote Linien waren. Und ihm die unversöhnlichen Rahmenbedingungen des Profitdiktats des Kapitalismus stets gegenwärtig waren.
Friedhelm Meyer war sehr eng verbunden mit seiner Frau, die – als Ärztin berufstätig – ihm stets zur Seite stand. Unser herzliches Beileid gilt ihr und der Familie“.

Friedhelm war einer von uns. Er ist am 15. Juni 2021 von uns gegangen.
Deine Freund*innen der VVN-BdA Düsseldorf verabschieden sich von Dir als einem verlässlichen Kampfgefährten. Wir werden in Deinem Sinne weiter wirken.
Der Trauergottesdienst findet am Mittwoch, dem 23. Juni 2021 um 10.00 Uhr in der Ev. Kirche, Urdenbacher Dorfstraße 15 statt. Im Anschluss daran findet die Beerdigung auf dem Ev. Friedhof, Urdenbacher Dorfstraße 1 statt.

Bildunterschrift:
Friedhelm Meyer beim Ostermarsch.
Foto: Gisela Blomberg