Dieter Andresen verstorben am 07.09.2016

16. September 2016

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Dieter Andresen 13. Dezember 1940 – 7. September 2016

Die VVN Düsseldorf nimmt in tiefer Bestürzung Abschied von ihrem Freund Dieter Andresen. Seine Familie hat ihre Traueranzeige mit einem Zitat von Ernest Hemingway sehr treffend überschrieben: “Die Welt ist ein schöner Ort und wert, dass man um sie kämpft.“ So haben auch wir ihn kennen und schätzen gelernt.

Dieter wurde Anfang des 2. Weltkrieges geboren. Er war noch ein Kind, als sein Vater Theodor Andresen am 16. April 1945 von den Nazis ermordet wurde, weil er gemeinschaftlich versucht hatte, in der „Aktion Rheinland“ die Stadt Düsseldorf vor der Zerstörung in der Kriegsendphase („Nero”-Befehl) zu retten. Das Urteil, das diesen Mord der Faschisten begründete, wurde mehr als 50 Jahre lang in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nicht aufgehoben.

Die Justiz bediente sich der Argumentation der Nazis: Was unter den Nazis Recht war, kann nach 1945 nicht Unrecht sein. Dieter, seine Geschwister und auch seine Mutter wurden von den Herren des Rechts weiterhin mit dem Odium umgeben, dass Theodor Andresen ein Hochverräter sei. Erst um die Jahrtausendwende – nach mehr als 50 Jahren – wurde diese Rechtsauffassung Stück für Stück nicht durch Düsseldorfer Gerichte, sondern durch den Bundestag aufgehoben. Diese Verbrechen beschäftigten Dieter nicht nur mit Blick auf die eigene Familiengeschichte. Er hatte ein waches Auge für die Rechtsentwicklung in diesem Lande. Bei den Demos gegen die rechtspopulistischen Aufmärsche der Dügida am Hauptbahnhof und in Garath war er regelmäßig dabei – oft gemeinsam mit seiner ganzen Familie. Auf dem Gerresheimer Friedhof und dem Ehrenfriedhof an der Blanckertzstraße nahm er an den Gedenken von DKP und VVN an den Gräbern der sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter teil. Ebenso an den jährlichen Gedenken an der Richtstätte hinter dem Jürgens-Kolleg.

Auf große Aufmerksamkeit stieß die mahnende Rede, die er am 2015 in der Aula des Franz-Jürgens-Berufskollegs hielt. Er richtete dabei den Blick zurück. Der Krieg schien dem Vater ab 1943 verloren “und er hoffte, dass die Gräueltaten an der russischen Bevölkerung seiner Familie erspart bleiben sollten.“ Widerstand sah er „am bedeutendsten durch Kommunisten und Sozialdemokraten. Sie wurden verfolgt, grausam gequält und ermordet.“ Die Mutter fürchtete noch in den Sechziger-Jahren die Widerkehr der Nazis (Aufschwung der NPD) und deren Rache. Dieter sah heute die Befürchtungen der Mutter bestätigt: „Die fiesen, dumpfen Faschisten sind wieder da, und mit ihnen ihre Verbrechen.“

Dieter verwies auf die Versäumnisse, Fehler und unglaublichen Fehlorientierungen der Ermittlungsbehörden von Polizei und Justiz, auf die Zusammenarbeit von NSU-Tätern und Verfassungsschutz. Seine Schlussfolgerung: „Wir müssen kritisch und kämpferisch dem Neonazismus gegenübertreten und unsere demokratischen Institutionen zur Erfüllung ihrer Aufgaben auffordern.“

Diese Aufgabenstellung ist in der Bundesrepublik Deutschland bislang nicht umgesetzt worden. Das bewundernswerte Engagement von Dieter ist uns Pflicht, seinen Anspruch aufzugreifen und mit unseren Kräften umzusetzen.

Unser Mitgefühl gilt seiner Lebensgefährtin, seinen Kindern und Enkelkindern.

Die Trauerfeier ist am Dienstag, 27. September 2016, 13.20 Uhr, in der Oberen Kapelle des Gerresheimer Waldfriedhofs. Zugang mit Shuttle-Bus von der Quadenhofstraße 151 oder vom Parkplatz am Ende vom Rotthäuser Weg.

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DKP Gerresheim

Düsseldorf stellt sich quer