Am vergangenen Dienstag hatte die Mayersche Buchhandlung in Düsseldorf Thilo Sarrazin eingeladen, die Thesen seines neuen Buches “Wunschdenken” vorzutragen. Flüchtlinge, die vom Balkan kämen, seien sofort, möglichst ohne Asylverfahren abzuschieben; Flüchtlinge aus den Krisenregionen dieser Welt sollten gefälligst in den Nachbarländern bleiben oder wenigstens an den Rändern Europas; die deutsche Bevölkerung sei vor “ungeregelter, kulturfremder Einwanderung” zu schützen; und gegen die Fluchtursachen könnten “wir” als Deutsche ohnehin nichts machen – so fasste Sarrazin selbst seine Ansichten im Herbst letzten Jahres in einem Interview mit der Zeit zusammen (http://www.zeit.de/2015/37/).
Hätte man ihm erklären müssen, warum er mit allem falsch liegt? Hätte man ihm erläutern müssen, dass Deutschland natürlich für viele Fluchtursachen mit verantwortlich ist? Hätte man wirklich geduldig darlegen sollen, dass es zynisch ist, ausgerechnet den armen Ländern dieser Welt die Verantwortung für tausende von Flüchtlingen aufbürden zu wollen? Muss man Herrn Sarrazin wirklich erst nach Osteuropa einladen, damit er die gesellschaftliche Diskriminierung der Roma mit eigenen Augen sehen kann, damit er seine pauschalisierende Beleidigung, diese seien vorwiegend Wirtschaftsflüchtlinge, zurück nimmt?
Wenn Herr Sarrazin nach eigener Aussage keine Nachrichten schaut, um sich nicht “beeinflussen” zu lassen, ist wohl jeder Versuch einer sachlichen Debatte von vornherein aussichtslos. Was also tun? Die Hetze einfach ignorieren?
Ein junger Aktivist entschied sich am Dienstag für eine ebenso simple wie wirksame Form des Protests: Er warf eine Torte nach Thilo Sarrazin. Bei all den Demütigungen, die Geflüchtete durch Sarrazins Hetze in den letzten Jahren haben einstecken müssen, hätten wir uns über die Demütigung Sarrazins – wenn der Werfer getroffen hätte – sehr gefreut. Ja, eigentlich hätten wir die Torte am liebsten selbst geworfen…
STAY! wird sämtliche Kosten, die der Tortenwerfer durch die anstehende Gerichtsverhandlung zu erwarten hat, übernehmen. Denn er hat auf charmante Art gezeigt, dass fremdenfeindliche Hetze in dieser Stadt nicht widerspruchslos hingenommen wird.
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Stichwort: Torte