POLITISCH INHAFTIERTE IN DER NACHKRIEGSZEIT“AUF DER ULM“
10. März 2022
Liebe Kameradinnen und Kameraden,
die VVN-BdA Düsseldorf stellt heute eine Dokumentation von Hanna Eggerath über die Geschichte des Gefängnisses „Ulmer Höh“ in den 50er Jahren vor. In der Broschüre schildert Hanna Eggerath das Schicksal der politischen Häftlinge in dieser Zeit anhand ihrer Biografien. Eine Zeit, die mit ihrer Strafjustiz der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt sein dürfte.
Es geht um Menschen, die sich in diesen Jahren der Politik Adenauers mutig entgegenstellten. Ihr „Verbrechen“: Sie wollten ein „einiges Deutschland“ und keine „Remilitarisierung“ der jungen Bundesrepublik. Das war damals „Hochverrat“ und/oder „Geheimbündelei“. Dafür gab es „Knast“.
Diese „Verbrecherinnen“ stellt Hanna in ihrer Arbeit vor. Hanna selbst war eine der „Täterinnen“.
Im Vorwort der Broschüre, (herausgegeben von der VVN-BdA Düsseldorf gemeinsam mit der Autorin), heißt es:
„Politisch ‚pikant‘ oder eigentlich nicht ‚erträglich‘ ist: Die Kinder der Häftlinge, die während der Zeit des Faschismus dort inhaftiert waren, saßen im Nachkriegsdeutschland im gleichen Knast wie ihre Väter und Mütter. Hanna hat …..auf diese verhängnisvolle Identität des Faschismus und der Haftidentität der Nachkriegsgeschichte aufmerksam gemacht.
Die entsetzliche und unrühmliche Geschichte des Gefängnisses ‚Ulmer Höh‘ endet also nicht mit der Befreiung vom Faschismus 1945. Mit dem ‚Strafrechtsänderungsgesetz‘ vom 30. August 1951 wurde von der Regierung Adenauer ein Schlussstrich unter die Naziverfolgung und ein Ausrufezeichen hinter die Kommunistenverfolgung gesetzt“.
So waren der Künstler Hanns Kralik und seine Frau Lya beide 1933 in der Ulmer Höhe inhaftiert.
Beide überlebten den Faschismus im aktiven Widerstand in Holland und Frankreich. Hanns Kralik übernahm nach der Befreiung 1945 als Kulturdezernent den Wiederaufbau des Kulturwesens in Düsseldorf. Er war dann auch eines der ersten Opfer des sogenannten ‚Adenauer-Erlasses“ von 1950 und wurde als Kommunist „aus dem Dienst entfernt“.
Zur Illustration steuerte die VVN-BdA die Grafik des bekannten Künstlers, „Radschläger auf der Kö“ bei.
Der Gefängnisseelsorger Pater Wolfgang, fast 30 Jahre in der „Ulmer Höh“ beschäftigt, schrieb für die Broschüre ein Geleitwort. Er fasst seine Erfahrungen so zusammen:
„Was Hanna Eggerath für uns Nachgeborene festhält, zeigt am Beispiel der in der ‚Ulmer Höh‘ Inhaftierten, wie rigoros politische Gegner in der Adenauer-Zeit ausgegrenzt und eben nicht nur diskriminiert, sondern auch zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden“.
Die Broschüre ist gegen eine Spende von mindestens 5.-€ bei der VVN-BdA erhältlich.
Bestellungen über Mail/Tel.: tramschuh@t-online.de oder Tel. 0211/231822