Drei sind bis heute unbekannt | Gedenkfeier am Mahnmal Wenzelnberg bei Langenfeld

22. April 2025

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Das Reichssicherheitshauptamt richtete am 24. Januar 1945 in einem Telegramm an die Leiter der NS-Staatspolizei in Düsseldorf, Münster und Köln die Aufforderung: „Ausländische Arbeiter und ehemalige deutsche Kommunisten, die sich veranlasst sehen könnten, sich umstürzlerisch zu betätigen, sofort zu vernichten“.

Am 12. April 1945 gegen 16 Uhr erschien ein starkes Polizeiaufgebot auf dem Gelände der Haftanstalt in Lüttringhausen. Mit zwei geschlossenen Lastkraftwagen wurden 60 Häftlinge am frühen Morgen des 13. April 1945 zum Wenzelnberg gekarrt, hinzu kamen noch 11 weitere Häftlinge aus anderen Haftanstalten. Vor Ort wurden die Männer paarweise an den Daumen zusammengebunden und jeweils durch Genickschuss getötet.

300 Menschen gedachten der 71 Ermordeten

Die Nazis begingen gegen Kriegsende, als die drohende Niederlage durch die herannahenden Streitkräfte der Alliierten immer offensichtlicher wurde, dutzende solcher sogenannten Kriegsendphasenverbrechen. Wenzelnberg reihte sich ein in unzählige Todesmärsche, Morde an Zwangsarbeitern und Häftlingen in den Konzentrationslagern. Ziel war die Vernichtung der Zeugen sowie die Behinderung des demokratischen Neuaufbaus nach dem Krieg.

80 Jahre danach erinnerte eine Gedenkfeier am Mahnmal Wenzelnberg, ausgerichtet von der Stadt Leichlingen an dieses Verbrechen. Musikalisch begleitet wurde sie durch das Bläserquartett der J.W. Wilms Musikschule und des städtischen Gymnasium Leichlingen mit Stücken von Ravel, Händel und Bach.

Frank Steffel, der Bürgermeister der Stadt Leichlingen eröffnete die Veranstaltung. Steffel wies unter anderem darauf hin, dass niemand der Täter nach der Niederlage des Faschismus zur Rechenschaft gezogen wurde. Einige machten sogar Anschlusskarieren.

„Wer den Schwur von Buchenwald, wer die Worte „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ ernst nehmen will, der muss sich gegen einen sozialen Kahlschlag, gegen Aufrüstungswahn und gegen rassistische und menschenfeindliche Rhetorik, für soziale Gerechtigkeit, für mehr Geld für gute Integration und psychologische Betreuungsmöglichkeiten, für eine Bekämpfung von Fluchtursachen wie Krieg und Elend einsetzen“, so Nico Bischoff, der für die VVN-BdA redete.

Bischoff weiter: „Wenn wir der AfD und anderen braunen Rattenfängern den Nährboden ihrer Propaganda entreißen wollen, müssen wir die Zukunftsängste der jungen Generation wirksam beseitigen, indem wir mehr Geld für Schulen, Bildung, Kultur und gesamtgesellschaftliche soziale und kulturelle Teilhabe bereitstellen und uns aktiv für eine weltweite Abrüstung und Entspannungspolitik einbringen. Entspannung, Diplomatie, Frieden, soziale Sicherheit und ein konsequenter Kampf gegen die neuen und alten Nazis, das sind die Mittel, um den Aufstieg der Menschenfeindlichkeit, der Abschottung und des Krieges zu verhindern und nicht Bunker und Panzer in Einkaufszentren und Atombomben für Deutschland“.

Schüler des städtischen Gymnasium Leichlingen lasen die Namen der Ermordeten vor. Besonders berührend und traurig war, dass unter den Erschossenen drei bis heute unbekannte Menschen sind.

Die Gedenkfeier endete mit Kranzniederlegungen und dem Singen des Moorsoldatenliedes durch die etwa 300 Teilnehmenden.

Der 8. Mai muss als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg Feiertag werden!

22. April 2025

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Am 8. Mai 1945 wurde nahezu ganz Europa von der Geißel des Faschismus befreit. In Deutschland erlebten in erster Linie die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer:innen diesen Tag als Befreiung. Aber auch wir alle, die wir heute leben, verdanken die Möglichkeit eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8. Mai. Die Kräfte der Anti-Hitler Koalition, sind und bleiben auch unsere Befreier.

Dabei hatte die Bevölkerung der Sowjetunion mit Abstand die größte Last des Krieges in Europa zu tragen. Mit besonderer Dankbarkeit erinnern wir an den Beitrag, den der deutsche antifaschistische Widerstand in Deutschland, in der Emigration, als Teil von Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition geleistet hat.

deutscher Griff nach der Weltherrschaft

Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Nazi-Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben. Dazu gehören die politischen Gegner:innen der Nazis ebenso wie die gesamte jüdische Bevölkerung, die Sinti und Roma, Menschen mit Einschränkungen und alle, deren Lebenssituation und Lebenswandel nicht der NS-Ideologie entsprach, so wie Kriegsdienstverweigerer und Deserteure. Dazu kamen 13 Millionen Zwangsarbeiter:innen. Die deutsche Wirtschaft, allen voran Chemie- und Rüstungsindustrie und Banken waren die Gewinner von „Arisierung“, Krieg und der Ausbeutung von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeit. Diese Gewinne bildeten die Grundlage des „Wirtschaftswunders“ in der Bundesrepublik, während die Opfer um jede Mark Entschädigung kämpfen mussten und bis heute kämpfen müssen.

In nahezu allen ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern wurden der 8. und/oder 9. Mai gesetzliche Feiertage, das war auch in der DDR der Fall. Genau 40 Jahre kämpften die Verfolgten darum, bis ein Präsident der Bundesrepublik an einem 8. Mai von Befreiung gesprochen hat. Bis dahin hatte die Sicht der Nazis, der Deutsch-Nationalen, der „Frontkämpfer“, der Profiteure und Mitläufer das offizielle Vokabular geprägt: Zusammenbruch, Kapitulation, Besatzer. Mit Weizsäckers Rede wurde die Perspektive der Verfolgten des Nazi-Regimes „gesellschaftsfähig“.

Damit das so bleibt, fordern wir, dass der 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg endlich auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird.

„parlamentarischer Arm“ der extremen Rechten

Überall in Europa feiern extrem rechte Parteien Erfolge. In Deutschland verfügt die extreme Rechte mit der AfD erstmals seit 1945 flächendeckend über einen „parlamentarischer Arm“. Sie bildet heute das Zentrum der (neo-)faschistischen Szene und hat mit den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg erstmals machtpolitische Bedeutung erreicht.

Zu ihren Zielen gehört die Auslöschung der Erinnerung an die Menschheitsverbrechen der Nazis ebenso wie die Verklärung der faschistischen „Volksgemeinschaft“, die Leib und Leben Aller bedroht, die als nicht dazu gehörig definiert werden.

Zugleich ist die AfD seit ihrer Gründung ein wesentlicher Motor der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung im Land: Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Antiziganismus, Muslimfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit – alle möglichen Ideologien sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Ausgrenzung haben Konjunktur. Wir wissen, infolge jahrzehntelanger neoliberaler Politik hat die soziale Spaltung der Gesellschaft ein Ausmaß erreicht, in dem die Angst vor dem Abstieg Anpassungsdruck und Ausgrenzungsbereitschaft erhöht. Wir erleben, dass Grundrechte immer weiter eingeschränkt werden. Wir sehen mit Sorge, wie unbarmherzig Politik und Gesellschaft die Abschottung Europas unter vollständiger Abkehr von Menschenrechten und internationalem Recht und in Kooperationen mit rechten Regierungen rund um Europa herum vorantreibt und Menschen auf der Flucht kriminalisiert und entrechtet werden.

Rheinmetall darf sich auf Mega-Gewinne freuen

Der russische Angriff auf die Ukraine war in Deutschland Anlass für eine „Zeitenwende“, die mit gigantischer Aufrüstung und einer rasanten Militarisierung der Gesellschaft verbunden ist. Ein 100 Milliarden-Vermögen für die Bundeswehr steht nun im Grundgesetz, das jahrelang umstrittene „Zwei-Prozent-Ziel“ der NATO wurde im Parlament durchgewinkt, Rheinmetall darf sich auf Mega-Gewinne freuen. Hinzu kommt die Änderung der „Schuldenbremse“ zu Gunsten einer schuldenbasierten Aufrüstung. Ideen der Rüstungskonversion und weltweiter multilateraler Abrüstung sind „Schnee von gestern“.

Zeitgleich sehen wir bedenkliche Entwicklungen wie die verstärkte Präsenz der Bundeswehr in den Schulen, die Rekrutierung Minderjähriger, gigantische Werbefeldzüge fürs Töten und Sterben, die Aufstellung von „Heimatschutz“-Kom*pagnien aus Ungedienten und eine gesellschaftliche Hinwendung zu einer „neuen“ Wehrpflicht, alternativ einen „allgemeinen Dienst-Jahr“ für beide Geschlechter.

Weltweit sind Staaten sind in eine neue Phase der Aufrüstung getreten; insbesondere ist die Ausweitung der globalen militärischen Einsatzfähigkeit nicht nur Ziel der Großmächte, sondern auch etlicher Regionalmächte. Dabei spielen in der hybriden Kriegsführung auch vormals zivile Felder der Informationsverbreitung und Datenverarbeitung zunehmend eine zentrale Rolle. Nicht selten werden Falschinformationen gezielt gestreut, um den jeweiligen Opponenten zu schaden – Opfer sind dabei immer Meinungspluralismus und der demokratische Diskurs.

humanitäre Katastrophe in Gaza

Der terroristische Überfall/Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 mit über 1000 getöteten und 250 entführten Menschen hat einen neuen Krieg im Nahen Osten ausgelöst, in dem die Kriegsführung der rechten Regierung Israels für den Tod von zehntausenden Menschen und eine humanitäre Katastrophe in Gaza verantwortlich ist. Mit den Bombardierungen Beiruts und der Bodenoffensive im Libanon droht sich dies zu wiederholen. Weder das Massaker der Hamas noch die Kriegsverbrechen der israelischen Armee sind hinnehmbar. Eine friedliche Beilegung des Konflikts ist nur möglich, wenn die Interessen der palästinensischen und der israelischen Zivilbevölkerung gleichberechtigt berücksichtigt werden.

Parallel zum Krieg im Nahen Osten hat der Antisemitismus in Deutschland eine neue Qualität erlangt: Jüdische Menschen, Geschäfte und Einrichtungen werden zu Zielen von Angriffen, Veranstaltungen werden gestört, Beteiligte bedroht. Wir stehen an der Seite der Betroffenen. Jüdische Menschen für die kriegerische Reaktion Israels auf den Angriff der Hamas verantwortlich zu machen, ist antisemitisch. Ebenso weisen wir den zunehmenden antimuslimischen Rassismus zurück.

Gerade wegen dieser schrecklichen Entwicklungen wollen wir den Tag zum Feiertag machen, den die Überlebenden als „Morgenröte der Menschheit“ erlebt haben, wie es der als Jude und Kommunist verfolgte Résistance-Kämpfer Peter Gingold ausgedrückt hat. Wir wollen am 8. Mai vor allem an die Hoffnung der Befreiten auf eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung erinnern und diese als Impuls nehmen, weiter an der Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit zu arbeiten, so wie es die befreiten Häftlinge von Buchenwald geschworen haben und wie es in der Charta der UN aufscheint.

In diesem Sinne bekräftigen wir: Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Gedenkgang zum 84. Jahrestag der Pogromnacht in Düsseldorf am 13. November 2022

15. November 2022

Am 13.11.2021 führte die VVN-BdA Düsseldorf einen Gedenkgang zur Erinnerung an die Opfer der Judenverfolgung und -vernichtung in Düsseldorf durch. Gut 30 Interessierte trafen sich zum Auftakt in der Hermannstraße in Düsseldorf Flingern. Der Kreissprecher Jürgen Schuh begrüßte die Teilnehmer*innen und unterstrich „dass angesichts der bitteren Tatsache, dass Neofaschisten in den Parlamenten bis in den Bundestag in Fraktionsstärke Sitz und Stimme haben“ die Notwendigkeit der Erinnerung an dieses entsetzlichste Kapitel deutscher Geschichte. Die erforderliche kritische Solidarität mit Israel müsse Raum lassen für Kritik an der rassistischen Politik der israelischen Regierung Israels, die sich gegen die arabische Bevölkerung richte.

Der Gedenkgang begann vor dem Haus Nr. 5 in der Hermannstraße. Gisela Blomberg erinnerte an die Familie Heilbronner, deren gesamte Wohnungseinrichtung in der Nacht vom 09. auf den 10.11. 1938 verwüstet wurde. Tochter Liesl Munden geb. Heilbronner überlebte den Holocaust. Mit einem der letzten Kindertransporte war sie Ende August nach England gebracht worden. Ihre Eltern sollte sie nie wiedersehen.

Liesl Munden schrieb über die Pogromnacht „Es war dieses schreckliche Ereignis, welches mein bitteres Leben tiefgreifend veränderte. Es schien keine Grenze zu geben, bei dem was Hitler und seine Anhänger der jüdischen Gemeinschaft anzutun willens waren“ und rassistischer Politik.

Emma und Ludwig Heilbronner hatten keine Möglichkeiten ins Ausland zu fliehen. Am 10. November 1941 wurden sie zusammen mit 625 Düsseldorfer*innen und weiteren 365 jüdischen Menschen in das Ghetto von Minsk deportiert. Herausgerissen aus ihren Wohnungen, ausgestattet mit nur maximal 20 kg Gepäck und 50 Reichsmark, befanden sich die Deportierten nach einem menschenunwürdigen, qualvollen Transport in Viehwaggons bei einer Kälte von minus 26 Grad in einem unwirtlichen Gebiet. Empfangen wurden sie von prügelnden SS- Angehörigen, die zuvor 6.000 im Ghetto lebende Juden ermordet hatten. Auch Emma und Ludwig Heilbronner kamen in Minsk zu Tode.

Vor weiteren 7 Häusern in der Hermann, Acker und Beethovenstraße wurde Station gemacht und Gisela Blomberg erinnerte an die brutalen Übergriffe in der Pogromnacht und die Deportationen in den Tod.

Wie schon in den Vorjahren in anderen Stadtteilen wurden auch in Flingern vor den Häusern für 9 Familien provisorische Mahnschilder, die auf das furchtbare Schicksal der jüdischen Bewohner*innen aufmerksam machen, angebracht.

Die Stolpersteine auf dem Weg wurden geputzt, danach wurden Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt.

Gedenken an die Opfer des Pogroms vom 9./10. November 1938

20. Oktober 2022

Auch in Düsseldorf wurde vor 84 Jahren der Befehl zu einem abscheulichen Pogrom an den jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt gegeben.
Die große Synagoge an der Kasernenstraße und andere Einrichtungen der jüdischen Gemeinde wurden in Brand gesteckt bzw. zerstört. SA und SS verwüsteten nahezu 500 Einzelhandelsgeschäfte und Wohnungen. Möbel, Hausrat und Kunstwerke wurden demoliert und auf die Straße geworfen.
Dabei wurden jüdische Menschen schwer misshandelt. Mindestens 13 Menschen überlebten diese Überfälle nicht. Die Zahl der Verletzten war sehr groß. Über 120 jüdische Menschen wurden verhaftet. Von ihnen wurden 82 Männer unter anderem in das KZ-Dachau bei München deportiert.
Mit diesem Überfall auf die jüdische Bevölkerung begann die letzte Etappe der seit 1933 betriebenen Strategie der Vertreibung der Juden aus Deutschland, die schließlich im Holocaust endete.
Das Pogrom ließ keinen Zweifel mehr daran, dass es für jüdische Menschen keine Zukunft mehr in ihrem Vaterland geben sollte.
Gleichzeitig wurde die Volksmehrheit darauf eingestimmt, wie mit Menschen, die nicht zur „arischen Herrenrasse“ gezählt und zu Gegnern des Regimes gemacht wurden, umgegangen werden sollte.

Die VVN-BdA gedenkt den Opfern mit einem Gang über die Hermann-, Acker- und Beethovenstraße, in denen mindestens acht Wohnungen und Geschäftsräume verwüstet und jüdische Menschen misshandelt wurden. Auf der 600 Meter langen Route gibt es auch drei Stolpersteine, die wir an diesem Tag putzen werden.

Treffpunkt:
Sonntag, 13. November | 14.00 Uhr
vor dem Haus in der
Hermannstraße 7
40233 Düsseldorf-Flingern

Link zum Flyer für dieses Gedenken

8. Mai 2022 – 77 jahre Befreiung

10. Mai 2022

Der 8.Mai muss als „Tag der Befreiung“ endlich gesetzlicher Feiertag werden.

Unter dieser Losung hatte die VVN-BdA Düsseldorf zu einer Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag der Befreiung zum sowjetischen Ehrenfriedhof am Gallberg in Düsseldorf-Ludenberg eingeladen.
Dort waren in den letzten Maitagen 1945 1500 sowjetische Kriegsgefangene Zwangsarbeiter, die die mörderische Arbeit nicht überlebt hatten, verscharrt worden.      
Gisela Blomberg führte in ihrer Rede als Vertreterin des Kreisvorstandes der VVN-BdA u.a. aus:
„In Düsseldorf wurden über 35.000 Zwangsarbeiter beschäftigt, zunächst in der Landwirtschaft, danach in fast allen Wirtschaftszweigen, besonders aber in den Rüstungsbetrieben, wie z.B. Rheinmetall, Mannesmann, den Vereinigten Stahlwerken, aber auch in anderen Großbetrieben wie z.B. Henkel. 1944 waren 27 % aller Düsseldorfer Erwerbstätigen Zwangsarbeiter“.
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uf Grund der mörderischen Arbeitsbedingungen konnten die Toten nicht mehr auf dem Gerresheimer Waldfriedhof bestattet werden, sondern wurden in Massengräbern – wie hier am Gallberg – verscharrt.
Gisela Blomberg führte weiter aus:
„“Dieses anonyme Massengrab – die Namen der Toten werden wir größtenteils nicht mehr erfahren – soll uns an die Verbrechen des faschistischen Deutschlands erinnern, das die Sowjetunion überfiel, weil es der Wirtschaft nach ihren eigenen Worten „um die ukrainischen Weizenfelder, um das kaukasische Erdöl, um den Reichtum der Welt ging.“

Den letzten Teil ihrer Rede widmete Gisela Blomberg den aktuellen Entwicklungen:
„Der Krieg Russlands gegen die Ukraine – beides Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion – verstößt zweifelsohne gegen das Völkerrecht – was bereits im Jugoslawienkrieg unter der Beteiligung der Bundeswehr der Fall war. Die Faktoren, die zu diesem Krieg geführt haben, sollten nicht ungenannt bleiben, wie z.B. die geopolitische Strategie der USA, die einzige Weltmacht zu bleiben, und die damit verbundene Ausdehnung der NATO und die Einkreisung Russlands, die sich zuspitzende Lage im Donbass und die zunehmende Faschisierung der Ukraine gehören zweifelsohne dazu.

Dieser Krieg gegen die Ukraine darf nicht weiter eskalieren. Statt Waffenlieferungen in Millionen €- Höhe ist ein sofortiger Waffenstillstand notwendig. Mehr Waffen bedeuten eine Verlängerung der kriegerischen Handlungen und damit noch mehr Leid, Elend und Tod.

Vor der letzten Bundestagswahl war dies der Außenministerin, Annalena Baerbock, noch bewusst, als sie im Wahlkampf „Keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete“ plakatierte. Aber heute – getreu dem Motto „was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ – setzt sie sich vehement für Waffenexporte in die Ukraine ein.

Eine Lösung des Konflikts kann aber nur durch Verhandlungen auf der Basis der Anerkennung der gegenseitigen Sicherheitsinteressen erfolgen. Russland muss garantiert werden, dass die Ukraine kein Mitglied der NATO wird und dass dadurch eine Stationierung der Hyperschallwaffen „Dark Eagles“, die Moskau in 5 Minuten erreichen könnten, verhindert wird. Gemeinsam mit allen Friedenskräften müssen wir uns gegen die Milliarden schwere Aufrüstung der Bundeswehr wehren. Jährlich werden weltweit 2 Billionen US $ für Waffen ausgegeben. Die Welt ist dadurch nicht sicherer geworden, im Gegenteil. Mehr Waffen führen zu mehr Kriegen! Statt Milliarden für die Rüstung brauchen wir mehr Geld zur Bekämpfung der wachsenden Armut, der Wohnungsnot und der drohenden Klimakatastrophe, für die Bildung und ein gutes Gesundheitswesen“.

Als eine Konsequenz erklärte der Kreissprecher der VVN-BdA Düsseldorf, Jürgen Schuh:
Deshalb stehen wir heute an diesem Ort und ehren die Opfer eines ungeheuerlichen Krieges, der von Deutschland ausging.
Es ist an der Zeit, dieses schrecklichste Kapitel deutscher Geschichte – den Faschismus – mit dem 8.Mai als gesetzlichem Feiertag, als dem TAG DER BEFREIUNG im Bewusstsein unseres Volkes für immer zu verankern.

Vollständige Rede von Gisela Blomberg – hier klicken

Rückblick – 26. 01.1932 – Hitlerrede im Düsseldorfer Industrieclub

30. Januar 2022

Am Samstag, den 29.012022 führte der Düsseldorfer Kreisverband der VVN-BdA eine Kundgebung vor dem Industrieclub Düsseldorf durch, um an das Treffen der Industriellen von Rhein und Ruhr mit Adolf Hitler vor 90 Jahren an diesem Ort zu erinnern.

Die Veranstaltung, an der 40 Antifaschistinnen und Antifaschisten teilnahmen, begann mit einer Rede von Gisela Blomberg, Mitglied des Kreisvorstands.

Die Widerstandskämpferin Maria Wachter, die 1932 mit ihrer Agit Prop Gruppe „Nord West ran“ vor dem Industrieclub gegen das Treffen von Hitler mit den Industriellen protestiert hatte, hatte zeitlebens gefordert, dass am Gebäude des Industrieclubs eine Mahntafel angebracht werden sollte mit der Losung:

„26. Januar 1932.
Hier bekam Adolf Hitler Beifall und Geld.
Hier wurden die Weichen zum Krieg gestellt“

Da von offizieller Seite bis heute keine Schritte in diese Richtung eingeleitet waren, wurde im Anschluss an die Rede eine provisorische Mahntafel, angebracht.
Die Veranstaltung endete mit einem Schlusswort des Kreissprechers Jürgen Schuh.

>>Rede von Gisela Blomberg<<

Kundgebung – vor 90 Jahren – Auftritt Hitlers im Düsseldorfer Industrieclub

25. Januar 2022

Hitler und Göring im Industrieclub 1932

Am 26.01.1932, vor 90 Jahren, sprach Adolf Hitler im exklusiven Industrieclub vor 650 Industriellen. Nach Angaben des Industrieclubs waren Vertreter fast aller großen Unternehmen anwesend.

Das Interesse der Industriellen war so groß, dass auf den Ballsaal des Parkhotels, des heutigen Steigenberger Parkhotels, ausgewichen werden musste.

Aber auch auf der Straße gab es ein Gedränge. Arbeiterinnen und Arbeiter, Gewerkschafter, Mitglieder der KPD und der SPD protestierten gegen das Treffen der Industrieelite mit dem Führer der Nazipartei.

Hitler ging es darum, sich als Führer einer Partei zu präsentieren, die die Regierungsgeschäfte im Sinne der Industriellen übernehmen kann.

Ohne die aktive Unterstützung der Großindustrie, der Großbanken, ihrer einflussreichen Verbände und der Großgrundbesitzer, wäre es nie zur Machtübergabe am 30.01.1933 an Adolf Hitler gekommen. Das wurde nach 1945 selbst im bürgerlichen Lager nicht mehr bestritten.

Heute wird alles getan, um den engen Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Faschismus und Krieg vergessen zu machen.

Die Gefahr eines erneuten Weltkrieges wächst durch die verschärfte Einkreisung Russlands – und jetzt auch Chinas seitens der NATO.

Dagegen müssen wir uns gemeinsam wehren!

Kommt alle zu unserer Kundgebung
am Samstag, 29. Januar 2022, 14:00
vor dem Industrieclub
in der ElberfelderStr.6-8, Düsseldorf!

Gedenkgang der VVN-BdA Düsseldorf am 14.11.2021

20. November 2021

83 Jahre Abschiebung jüdischer Menschen nach Polen – 83 Jahre Pogrom in Düsseldorf – 80 Jahre Deportation nach Minsk

Am 14.11.2021 führt die VVN-BdA Düsseldorf einen Gedenkgang zur Erinnerung an die Opfer der Judenverfolgung und -vernichtung in Düsseldorf durch. Gut 20 Interessierte trafen sich zum Auftakt am Mintropplatz. Im Namen des Düsseldorfer Kreisvorstands begrüßte Gisela Blomberg die Teilnehmer*innen und sprach über die Abschiebung der 441 jüdischen Menschen polnischer Staatsangehörigkeit aus Düsseldorf am 28. Oktober 1938. In verriegelten Eisenbahnwaggons wurden sie an die deutsch-polnische Grenze gebracht und dort ihrem Schicksal überlassen, die Mehrzahl von ihnen wurde unter katastrophalen Bedingungen von den polnischen Behörden interniert.

Diese Vertreibungsaktion bildete den Auslöser für das Attentat des jungen Flüchtlings Herschel Grynszpan – seine Eltern waren auch auf diese Weise verschleppt worden – am 7. November 1938 auf den deutschen Botschaftsangehörigen in Paris, Ernst vom Rath.

Dieses Attentat nahm das Nazi-Regime als gewünschten Anlass für die Reichspogromnacht, in der in Düsseldorf über 500 Einzelhandelsgeschäfte und Wohnungen verwüstet, jüdische Menschen gedemütigt und schwer misshandelt wurden. Mindestens 13 Düsseldorfer*innen überlebten diese Angriffe nicht und die Zahl der Verletzten war sehr groß. Über 120 jüdische Menschen wurden verhaftet, von diesen wurden 82 Männer in das KZ Dachau bei München deportiert. In der Folgezeit fühlten sich viele Menschen in den Suizid getrieben.

Erinnert wurde an die 627 Düsseldorfer*innen, die vor 80 Jahren, d.h. am 10. November 1941, zusammen mit 365 anderen jüdischen Rheinländern in das Ghetto Minsk verschleppt wurden. Nach einem qualvollen Transport wurden sie in einem unwirtlichen Gebiet und bei einer Kälte von minus 26 Grad von prügelnden SS-Kommandos empfangen. Auch an das traurige Schicksal der jüdischen Senior*innen, die nach Theresienstadt deportiert wurden, wurde erinnert.

Gisela Blomberg betonte in ihrer Rede, dass „[d]er faschistische Antisemitismus … als Staatsdoktrin und -praxis mit all seinen Brutalitäten auch der Zurichtung des deutschen Volkes [diente], d.h. seit 1933 wurde dem deutschen Volk auf der einen Seite der Wahn vom Herrenvolk eingeimpft, auf der anderen Seite die antisemitische Lüge vom vorgeblichen ‚bolschewistischen Weltjudentum‘, das danach trachte, die deutsche Herrenrasse zu vernichten. Gesellschaftliche Widersprüche sollten sich nicht im Klassenkampf, sondern im ‚Rassenkampf‘ entladen.

Nicht nur jüdische Menschen wurden zu Feinden der deutschen Herrenrasse erklärt. Die Nazis, denen der Mord an Gegnern und angeblichen Rassefeinden keinerlei Skrupel bereiteten, erklärten auch andere Völker, vor allem die Slawen, die Sinti und Roma und die Menschen des afrikanischen und asiatischen Kontinents zu Untermenschen. Die Bestimmung der Mehrheit der Weltbevölkerung wäre es, vom deutschen Herrenvolk beherrscht und seinen Interessen unterworfen zu sein.“

Im Anschluss an diese Rede wurde Station vor 5 Häusern in der Mintropstraße gemacht. Gedacht wurde der ehemaligen Bewohner*innen, die der „Polenaktion“, der Pogromnacht, der Deportation nach Minsk und später nach Terezin (Theresienstadt) zum Opfer fielen.

Vor jedem Haus wurden Schilder angebracht, die auf das furchtbare Schicksal der ehemaligen Hausbewohner*innen aufmerksam machen. Auch der Stolperstein der Geschwister Rosa und Max Thielen wurde geputzt und eine Kerze und Blumen niedergelegt.

-> PDF der vollständigen Rede von Gisela Blomberg

Mintropstraße 28

In der 1.Etage lebte die Familie Abt, d.h. der Kaufmann Leib Leo Abt, geb. 1890 in Galizien und seine Frau Cilli Abt geb. Walter (geboren 1893 ebenfalls in Galizien) sowie ihre drei Kinder in Düsseldorf geborenen Kinder Anita (1926), Scheindel (1932) und Kläre (1934)

Am 28.10.1938 wurde die ganze Familie in der sogenannten „Polenaktion“ nach Zbaszyn zwangsverschleppt. Die jüngste Tochter Kläre war zu dem Zeitpunkt gerade 4 Jahre alt.

Von Zbasyn wurde die Familie an einen unbekannten Ort deportiert, kein Familienmitglied hat überlebt.

In der 3. Etage lebten der Kaufmann Jakob Löwenstein und seine Frau Marie Löwenstein, geborene Kahn. In der Pogromnacht 1938 verwüstete die SA ihre Wohnung.

Im November 41 erhielten sie den Aufruf zur Deportation und wurden in die Viehhalle des Schlachthofs gebracht. Jakob Löwenstein war 62 Jahre alt und Maria Löwenstein 54 Jahre alt,

Vor 80 Jahren wurden sie am 10.11.1941 wurden sie in das Ghetto Minsk/Weißrussland verschleppt und sind dort zu Tode gekommen.

Mintropstraße 25

In diesem Haus wohnten Jakob Bernhard Baum und seine Frau Regina Baum geb. Kupferblum.Auch sie in der „Polenaktion“ nach Zbasyn abgeschoben, Regina Baum war zu dem Zeitpunkt 58 Jahre alt. Danach verliert sich ihre Spur.

Mintropstraße 15

Stolpersteine für Rosa und Max Thielen

Hier lebten Josef und Anna Thielen mit ihren Kindern Rosa, Max und Marga Esther.

Die Geschwister Rosa, geb. 1923 und Max geb. 1926 hatten die Emigration nach Palästina geplant, deshalb absolvierten sie eine Ausbildung an der damals bekannten jüdischen Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover. Zur Emigration kam es nicht und sie kehrten nach Düsseldorf zurück. Rosa arbeite als Hausangestellte Max als Praktikant.

Rosa und Max Thielen wurden in ein „Judenhaus“ in der Teutonenstraße 9 zwangseingewiesen. Von dort wurden auch sie vor 80 Jahren am 10. November 1941 in das Ghetto Minsk / Weißrussland deportiert, Rosa war 18 und Max 15 Jahre alt

Rosas Verlobter, Günther Katzenstein, der die Shoa überlebt hatte, berichtete, dass Rosa Thielen – und vermutlich auch ihr Bruder Max – im März 1943 nach Flucht von Mitgefangenen in einer Strafaktion erschossen wurden. 

Die Eltern Josef und Anna Thielen sowie die jüngere Schwester Marga wurden im November 1943 durch einen Bombenangriff getötet. Anzumerken ist, dass es ab Oktober 1941 eine Bestimmung gab nach der in Luftschutzräumen eine Trennung der jüdischen und der nicht-jüdischen Hausbewohner*innen vorgenommen werden sollte. Es gab auch viele Beispiele, dass jüdischen Hausbewohner*innen der Zutritt zu den Luftschutzkellern seitens der nicht-jüdischen Hausbewohner grundsätzlich verwehrt wurde. Ob dies auch für das Haus Mintropstraße 15 der Fall war, kann heute nicht mehr geklärt werden.

Mintropstraße 7

Hier wohnte im 3. Stock Walter Alexander und seine nichtjüdische Ehefrau Hildegard Alexander geborene Krenkels.

Der kaufmännische Angestellte Walter Alexander war im August 1937 arbeitslos geworden und seine Frau verdiente als selbstständige Schneiderin den Lebensunterhalt.

In der Pogromnacht 1938 wurde die Wohnung verwüstet, die SA warf die gesamte Wohnungseinrichtung vom 3. Stockaus auf die Straße.

Ab August 1939 wurde Alexander Walter zur Zwangsarbeit verpflichtet, bis September 1944 musste in Düsseldorf Aufräum- und Friedhofsarbeiten ausführen. Auch das Ehepaar wurde in das schon erwähnte Judenhaus in der Teutoniastraße9 zwangseingewiesen.

Am 13.01.1943 wurde die Tochter Monika geboren, somit galt die Ehe von Hildegard und Walter Alexander als sogenannte privilegierte Mischehe.

Im September 44 wurde Walter Alexander in das Lennearbeitslager verschleppt, dort musste er unter unmenschlichen Bedingungen in einem unterirdischen Stollen für die Rüstungsindustrie arbeiten. Es ging um die Herstellung eines Jagdflugzeuges für die Luftwaffe, damit war VW unter Ferdinand Porsche beauftragt.

Am 20.02.1945 wurde Walter Alexander von Hannover aus nach Terezin deportiert.

Walter Alexander überlebte und konnte im August 1945 zu seiner Frau und Tochter nach Düsseldorf zurückkehren.

Hier wohnte auch Emmy Lang, ihre Wohnung wurde in der Pogromnacht ebenso wie die Wohnung der Alexanders verwüstet.

Mintropstraße 1

In der 4. Etage wohnte der Vertreter Bernhard Wallach mit seiner Frau Emma Wallach, geborene Simons, und der Tochter Eugene Wallach.

In der Pogromnacht wurde ihre Wohnung wurde völlig zerstört, die Möbel und der gesamte Hausrat wurde auf die Straße geworfen.

Die Tochter Eugene Wallach hat die Shoa überlebt. In einem Brief berichtete sie von der Pogromnacht:

Am 10.November um 10 Uhr kamen sie:

Ich werde immer, solange ich leben werde, die Nazi SA-Horden sehen, wie sie unsere Wohnung verwüsteten und die Möbel aus dem Fenster warfen und auf der Straße in Brand setzen. Unsere ganze Familie sah in jener Nacht die Synagoge in der Kasernenstraße herunterbrennen – die Feuerwehr und die Polizei schauten zu, damit das Feuer nicht auf andere Häuser übergriff. Nach dem Überfall auf unsere Wohnung rannte ich mit meinen 11 Jahren fort, ziellos durch die Düsseldorfer Straßen – den ganzen Tag. Abends lief ich in die Adersstraße, wo die Schwester meiner Mutter und ihr Mann mit ihren beiden Kindern Mira und Werner wohnten…“

Ihre Eltern, Bernhard und Emma Wallach wurden vor 80 Jahren am 10. November 1941 nach Minsk deportiert, sie haben den Holocaust nicht überlebt.

Jonas Simons, der Vater von Emma Wallach, war nach dem Tod seiner Frau Sofie zu seiner Tochter in die Mintropstraße 1. gezogen.

In der Pogromnacht wurde auch sein Zimmer wurde verwüstet und er selbst wurde vom 10. bis zum 11. November in das Polizeigefängnis gebracht.

Ab 1942 lebte er Grafenberger Allee 78-80. Das sich dort befindliche Haus der jüdischen Gemeinde wurde ab 1942 auch als Altenheim für ca. achtzig Senior*innen genutzt.

Von hier aus wurde Jonas Simons: am 21.07.1942 im Alter von 80 Jahren nach Terezin . Im September 1942 wurde er von dort in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt. Von da an verlor sich jegliche Spur und Jonas Simons wurde für tot erklärt.

In diesem Haus lebten auch Isidor und Irma Wallach, geborene Grünwald.

Auch sie wurden von den SA Horden überfallen. Die Wohnung wurde völlig zerstört und das gesamte Mobiliar und der Hausrat wurde auf die Straße geworfen.

Elise Szedliskier und ihre 14 jährige Tochter Charlotte

In der „Polenaktion“ am 28. Oktober 1938 wurden Elise Szedliskier und ihre 14 jährige Tochter Charlotte verhaftet und mit der Reichsbahn in verschlossenen Waggons über die deutsch-polnische Grenze abgeschoben.

Elise und Charlotte Szedliskier gehörten zu den wenigen, die von Zbaszyn nach Düsseldorf zurückkehren konnten. Aber dies war nur eine vorübergehende Rettung,

Zusammen mit Ida Schwarz, die auch in diesem Haus wohnte, wurden Elise und Charlotte Szedliskier am 10.11.1941, d.h. vor 80 Jahren, in das Ghetto Minsk deportiert, wo alle drei zu Tode gekommen sind, Charlotte Szedliskier war erst 17.

Familie Spanier:

Hierzu gehörten Adolf und Amalie Spanier, geb. Kaufmann, sowie der Sohn, der Arzt Dr. Fritz Spanier mit seiner Frau Babette Spanier geb. Seideman, und die Zwillinge Ines und Regine.

In der Pogromnacht wurde auch ihre Wohnung überfallen und demoliert.

Ein Jahr später mussten Adolf und Amalie Spanier ihre Wohnung verlassen, sie wurden in ein „Judenhaus“ in der Konkordiastraße 66zwangseingewiesen.

Von dort wurden sie am 21.07.1942 zusammen mit 309 weiteren Düsseldorfer*innen nach Terezin deportiert, die qualvollen Bedingungen im Ghetto führten im Frühjahr 1944 zu ihrem Tod.

Amalie Spanier wurde 73 Jahre alt, Adolf Spanier, er war 4 Jahre jünger, starb mit 69 Jahren. Ihre Leichen wurden im Krematorium von Terezin verbrannt.

Ihr Sohn, Dr. Fritz Spanier, dem im September 1938 seine Approbation als Arzt entzogen worden war, beschloss nach den Ereignissen der Pogromnacht zusammen mit seiner Frau und den Zwillingen Ines und Regine aus Deutschland zu flüchten. Es war ihnen gelungen an Visa für Kuba und Passagen auf dem Schiff „Sankt Louis“ bekommen.

Bekanntlich wurden den Passagieren der Sankt Louis in Kuba verwehrt, an Land zu gehen. Die Familie Spanier gehörten zu den Passagieren, die am Ende der Irrfahrt im Sommer 1939 in den Niederlanden aufgenommen wurden.

Die Familie Spanier wurden in dem Lager Westerbork interniert und Fritz Spanier zum leitenden Häftlingsarzt ernannt. Als Funktionshäftling galt er während der deutschen deutschen Besatzung als unabkömmlich. Dieser Status schützte ihn und seine Familie bis zur Befreiung vor der Deportation in ein Vernichtungslager.

Über die Rolle von Dr. Spanier in Lager Westerbork gibt es widersprüchliche Aussagen, an dieser Stelle möchte soll an unseren verstorben Düsseldorfer Kameraden Werner Stertzenbach erinnert werden.

Werner Stertzenbach, der ebenfalls im Lager Westerbork interniert war, organisierte eine Widerstandsgruppe, der es unter großem Mut gelang, Häftlinge, die kurz vor der Deportation standen, aus dem Lager zu schmuggeln.

Werner Stertzenbach berichtete, dass er bei diesen Aktionen eine wichtige Unterstützung durch Dr. Spanier erfahren habe. Besonders wichtig war, dass Werner Stertzenbach, dem wie jedem Häftling das Telefonieren strengstens verboten war, in dringenden Fällen über Dr. Spanier telefonische Verbindung zu der Widerstandsgruppe unserer Kameradin Alice Stertzenbach in Amsterdam aufgenommen werden konnte. Der Kontakt nach Amsterdam war äußerst wichtig, da eine Flucht aus Westerbork war nurerfolgreich sein konnte, wenn die Unterbringung der Geflüchteten von außerhalb des Lagers organisiert worden war.

Nach der Befreiung kehrte die Familie Spanier nach Düsseldorf zurück und Dr. Spanier eröffnete wieder eine Hausarztpraxis.

Recherche: Gisela Blomberg

Quellen:

  • Hildegard Jakobs,Angela Genger,Angela Kramp (Hg.):Stolpersteine -Stumbling Stones, Düsseldorf,. 2012
  • Bastian Fleermann/ Angela Genger (Hg.): Das Novemberpogrom in 1938 in Düsseldorf, Essen, 2008
  • Bastian Fleermann/ Hildegard Jakobs: Düsseldorfer Deportationen. Massenverschleppung von 1933 bis zur Befreiung 1945, Düsseldorf, 2015
  • Herbert Schmidt: Der Elendsweg der Düsseldorfer Juden. Chronologie des Schreckens 1933 – 1945, Düsseldorf, 2005
  • Joachim Schröder: Erinnerungsort alter Schlachthof.Ausstellungskatalog, Düsseldorf, 2019
  • Bastian Fleermann, Gerd Genger, Hildegard Jakobs, Immo Schatzschneider: Gedenkbuch für die Toten des Pogroms 1938 auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Nordrhein Westfalen, Düsseldorf, 2019

Gedenken an die Opfer des Pogroms vom 9./10. November 1938 in Düsseldorf und ihre Deportation

27. Oktober 2021

Rundgang und Gedenken

Auch in Düsseldorf wurde vor 83 Jahren der Befehl zu einem abscheulichen Pogrom an den jüdischen Einwohner*innen der Stadt gegeben.

Die große Synagoge an der Kasernenstraße und andere Einrichtungen der jüdischen Gemeinde wurden in Brand gesteckt, bzw. zerstört. SA und SS verwüsteten nahezu 500 Einzelhandelsgeschäfte und Wohnungen. Möbel, Hausrat und Kunstwerke wurden demoliert und auf die Straße geworfen, dabei wurden jüdische Menschen schwer misshandelt. Mindestens 13 Menschen überlebten diese Überfälle nicht. Die Zahl der Verletzten war sehr groß. Über 120 jüdische Menschen wurden verhaftet. Von ihnen wurden 82 Männer u.a. in das KZ-Dachau bei München deportiert.

Mit diesem Überfall auf die jüdische Bevölkerung begann die letzte Etappe der seit 1933 betriebenen Strategie der Vertreibung der Juden aus Deutschland, die schließlich im Holocaust endete. Das Pogrom ließ keinen Zweifel mehr daran, dass es für jüdische Menschen keine Zukunft mehr in ihrem Vaterland geben sollte. Gleichzeitig wurde die Volksmehrheit darauf eingestimmt, wie mit Menschen, die nicht zur „arischen Herrenrasse“ gezählt wurde und zu Gegner des Regimes gemacht wurde, umgegangen werden sollte.

Die VVN-BdA will der Opfer mit einem Gang durch die Mintropstraße, in der mindestens 8 Wohnungen/Geschäftsräume verwüstet und jüdische Menschen bzw. Familien misshandelt wurden, gedenken.

Am 10. November jährt sich die Verschleppung von 627 jüdischen Menschen aus Düsseldorf zum 80. Mal. Einige von ihnen wohnten in der Umgebung des Mintropplatzes, auch vor ihren Häusern werden wir Blumen niederlegen und Kerzen aufstellen.

Treffpunkt: Sonntag, 14. November, 14.00 Uhr am Mintropplatz / Düsseldorf

Unser Kamerad, Pfarrer Friedhelm Meyer hat uns für immer verlassen

20. Juni 2021

Unser Kamerad, Pfarrer Friedhelm Meyer hat uns für immer verlassen.

Mit vielen Freund*innen aus der demokratischen, der antifaschistischen und der Friedensbewegung trauern wir um einen mutigen Mitstreiter, der uns in vielen Jahrzehnten immer unbeirrt zur Seite gestanden hat.
Die Lücke, die Friedhelm hinterlässt, wird schwer zu füllen sein.
Gerne erinnern wir uns an die vielen gemeinsamen Erlebnisse, an die Exkursionen der VVN-BdA nach Paris, nach Straßbourg, an seine Laudatio bei der Überreichung des Düsseldorfer Friedenspreises beim Ostermarsch 2016 an die VVN-BdA Düsseldorf, unsere gemeinsame Einweihung der Gedenktafel für den katholischen Kaplan und Widerstandskämpfer, den späteren Vorsitzenden der VVN Dr.Joseph C. Rossaint an der Kirche St. Mariä Empfängnis in der Düsseldorfer Innenstadt.
Die Würdigung eines solchen erfüllten Lebens fällt schwer.
Deshalb erlauben wir uns, hier Auszüge aus dem Nachruf der Coordination gegen Bayer-Gefahren und der Stiftung Ethik & Ökonomie zu veröffentlichen, die die wesentlichen Stationen des Lebens unseres Freundes Friedhelm Meyer so treffend umreißt, wie es besser schwerlich möglich ist.
Dort wird gesagt:

„Liebe Freundinnen und Freunde,
in Düsseldorf ist ein ebenso bescheidener wie großer Streiter für Frieden, Antifaschismus, Geschlechtergerechtigkeit, Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Ökumene, Kapitalismus- und Konzernkritik von uns gegangen, der über Jahrzehnte hinweg das fortschrittliche politische Düsseldorf geprägt hat, wie kaum ein zweiter:
Keine Aktion, keine Demonstration in Düsseldorf konnte beginnen, bevor nicht Friedhelm auf seinem Fahrrad angeradelt war. Er war in Düsseldorf und weit darüber hinaus bei Tausenden bekannt und angesehen.
Das offizielle Düsseldorf hat ebenso wie die offizielle Kirche die herausragenden Leistungen von Friedhelm Meyer für die Stadt (und die Kirche) stets geflissentlich übersehen, bestenfalls bei unzähligen Zusammentreffen in offiziellem Rahmen mit zusammengekniffenen Lippen ertragen.
Es blieb der Düsseldorfer Friedensbewegung überlassen, Friedhelm Meyer 2011 mit dem Düsseldorfer Friedenspreis für sein Wirken zu ehren.
Düsseldorf hat Friedhelm Meyer sehr viel zu verdanken. Sein Name ist untrennbar mit der jüngeren Geschichte der Stadt seit 1960 verbunden.
In Dinslaken und Velbert in einer Familie aufgewachsen, in der drei Generationen bereits Pfarrer waren, studierte Friedhelm Meyer in Bonn und Heidelberg. Er war verheiratet und hatte fünf Söhne.
Sehr prägend war für ihn die Arbeit im „Seminar für kirchlichen Dienst in der Industriegesellschaft“ bei dem früheren Industriepfarrer Horst Symanowski.
Friedhelm Meyer war 35 Jahre Pfarrer in der Hoffnungskirche im Düsseldorfer Stadtteil Garath. Immer wieder hat sein Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und das (Über-) Leben auf der Erde das Missfallen der Kirchenleitung erregt. Vor allem, weil er nicht in den heiligen vier Wänden der Kirche blieb, sondern nach draußen ging und im öffentlichen Raum Widerhall fand. Und zudem konträr zur offiziellen Kirchenhaltung stand.
So z. B. wenn er unüberhörbar den „staatskirchlichen Militärseelsorgevertrag“ anprangerte oder zur alljährlichen Mobilisierung für den Ostermarsch die Kirchenglocken in Garath läutete und die Friedensfahne mit der weißen Taube auf blauem Grund auf der Kirchturmspitze hisste. Es kam schließlich sogar zur offenen Auseinandersetzung, die Kirchenleitung drohte mit Auflösung des Presbyteriums. Was Friedhelm Meyer aber nicht davon abhielt, die gesamte Kirche während des Irak-Kriegs mit einem Riesen-Protest-Transparent zu schmücken
Die gesellschaftspolitische Arbeit war von Anbeginn an oft auch überregional und stets eng verbunden mit der Solidarischen Kirche im Rheinland (SoKi). So war u. a. auch regelmäßig an den Protesten gegen den Kohleabbau im Hambacher Forst beteiligt.
Nach der Beendigung der aktiven Zeit als Pfarrer in Garath hörte das Engagement von Friedhelm Meyer nicht auf, sondern intensivierte sich: U.a. in der SoKi, in der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), in Ökumenischen Netzwerken im Rheinland (AK processus confessionis) und in Deutschland (Kairos Europa, ÖNiD), bei ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie, im Vorstand des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, im Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), bei „Düsseldorf stellt sich quer“, in der Initiative „Neue Namen“ (für Urdenbacher Straßen, die nach Kolonialverbrechern benannt sind), im Verein für die Fortsetzung der Sozial- und Kulturarbeit in der – von der Gemeinde inzwischen geschlossenen – Garather Hoffnungskirche, längere Zeit auch in der Solidarität mit den Roma, im Düsseldorfer Sozialforum und beim Obdachlosenprojekt fiftyfifty. Zudem wirkte er bei der Herausgabe mehrerer Bücher mit. Es sei uns verziehen, wenn hier mit Sicherheit viele seiner Wirkungsfelder fehlen.
Friedhelm Meyer war Menschenfreund, Familienmensch, Friedensaktivist, Antifaschist, Kapitalismus- und Konzernkritiker und Umweltschützer.
Beispielgebend war, dass Friedhelm Meyer Antikommunismus nie Raum gab und sich stets für den gemeinsamen Einsatz aller ehrlich interessierten Kräfte für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz einsetzte. Wobei Rassismus, Sexismus und Faschismus für ihn stets rote Linien waren. Und ihm die unversöhnlichen Rahmenbedingungen des Profitdiktats des Kapitalismus stets gegenwärtig waren.
Friedhelm Meyer war sehr eng verbunden mit seiner Frau, die – als Ärztin berufstätig – ihm stets zur Seite stand. Unser herzliches Beileid gilt ihr und der Familie“.

Friedhelm war einer von uns. Er ist am 15. Juni 2021 von uns gegangen.
Deine Freund*innen der VVN-BdA Düsseldorf verabschieden sich von Dir als einem verlässlichen Kampfgefährten. Wir werden in Deinem Sinne weiter wirken.
Der Trauergottesdienst findet am Mittwoch, dem 23. Juni 2021 um 10.00 Uhr in der Ev. Kirche, Urdenbacher Dorfstraße 15 statt. Im Anschluss daran findet die Beerdigung auf dem Ev. Friedhof, Urdenbacher Dorfstraße 1 statt.

Bildunterschrift:
Friedhelm Meyer beim Ostermarsch.
Foto: Gisela Blomberg

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