Sohl-Straße endlich umbenannt !

16. Dezember 2016

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(Hans-Günter Sohl, geb. am 2.5.1906 in Danzig, gest. am 13.11.1989 in Düsseldorf)

Mehrheitlich entschied der Düsseldorfer Stadtrat, die nach dem Faschisten Hans-Günter-Sohl benannte Straße in Luise-Rainer-Straße umzubenennen. Interessant das Abstimmungsverhalten: Bis auf ein Ratsmitglied votierte die gesamte CDU-Ratsfraktion für die Beibehaltung der Straßenbenennung nach dem Kriegsverbrecher Sohl.
Benannt werden soll nun die Straße nach der gebürtigen Düsseldorfer Schauspielerin Luise Rainer (Jüdin und Oskar-Preisträgerin).

Zur „Karriere“ von Hans-Günter Sohl:
Herr Sohl begann seine Karriere als Rüstungsexperte bei Krupp.
Anschließend Abteilungsleiter der Krupp-AG, als Vorstandsmitglied der „Vereinigten Stahlwerke AG Düsseldorf“ und dann als Vorstandsmitglied weiterer Großunternehmen verwirklichte er das Rüstungsprogramm der Faschisten.
Ab 1933 Mitglied der NSDAP.
Als „Wehrwirtschaftsführer“ wurde ihm 1942 die Geschäftsführung der „Reichsvereinigung Eisen“ (RVE) übertragen. In dieser Eigenschaft nahm er mit den „Wehrwirtschaftsführern“ Friedrich Flick, Alfried Krupp, Paul Pleiger, Ernst Poensgen, Walter Rohland, Hermann Röchling und Wilhelm Zangen an Beratungen der Zentralen Planung im Reichsministerium für Rüstungs- und Kriegsproduktion (im Speer-Ministerium) über den rücksichtslosen Einsatz von Menschen und Material aus Deutschland und allen eroberten Gebieten teil.
Diese „Geschäftsführung“ der Reichsvereinigung Eisen hatte nicht nur bestimmenden Einfluß bei der Heranschaffung ausländischer Zwangsarbeiter für die deutsche Rüstungsindustrie, sondern sie unterstützte die Gestapo und die SS bei der Aussonderung von „politisch Verdächtigen“ unter den sowjetischen Kriegsgefangenen, deren weiteres Schicksal damit besiegelt war. In einem Rundschreiben der Geschäftsführung der Reichsvereinigung Eisen vom 16.9.1943 an die Außenstellen heißt es, daß alle angeschlosssenen Betriebe „russische Kriegsgefangene mit Goldplomben im Gebiß“ den „zuständigen Abwehrstellen“ (Gestapo) zu melden haben.
Ein besonderes „Geschäftsinteresse“ und rege Tätigkeit entwickelte der Wehrwirtschaftsführer Sohl auch bei der Ausplünderung der besetzten jugoslawischen Gebiete. Als bewährter Organisator der wirtschaftlichen Kriegführung erlangte er solchen Einfluß, dass er zu den engsten Vertrauten von Göring, Sauckel und Speer zählte und an ihren geheimsten Beratungen teilnahm. So gab Sohl z.B. in einer Besprechung am 17.3.37 bei Göring Anregungen, wie in den nächsten Jahren die Erzgruben Schwedens in die Kriegsrüstungspolitik Nazi-Deutschlands einbezogen werden könnten.
Gemeinsam mit den Spitzen der Nazi-Führung entschied Sohl über die Organisation

des „totalen Krieges“.
Soweit zur Rolle Sohl’s bis zur Befreiung. Am 1.12.1945 von den Allierten verhaftet. Der Verbrecher landete aber nicht im Knast. Er setzte wie tausende andere seine Karriere ungebrochen an der Spitze der deutschen Nachkriegsindustrie fort.

Seine Nachkriegskarriere:

1947/48 Vorstand der „Vereinigten Stahlwerke“,

1953 Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG,

1956-69 Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie,

1972-1976 Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

 

Ehrungen:
1968 japanischer „Orden des heiligen Schatzes“.

1969 Großes Verdienstkreuz (mit Stern) der Bundesrepublik,
1973 Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik .

Jürgen Schuh